“Demokratie
braucht
politische Bildung”

Gleiche Herausforderungen, unterschiedliche Sturkturen

Deutsch-tschechischer Dialog zu Herausforderungen politischer Jugendbildung
Foto: Brayan Lee Rosa Rodríguez
6.07. 2015

Deutsch-tschechischer Fachdialog zu politischer Jugendbildung fortgesetzt

 

Vom 7. bis 11. Juni 2015 trafen sich knapp 30 Fachleute aus Deutschland und der Tschechischen Republik zu einem zweiten Workshop im Rahmen des Projekts „Match it – fostering the debate on non formal citizenship education for young people in the Czech Republic and Germany“ in der ökologischen Bildungsstätte Toulcuv dvur bei Prag. Mit dem deutsch-tschechischen Projekt wollen der Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten e. V. (AdB), die Brücke Most Stiftung Dresden und das Multikulturelle Zentrum Prag den Fachdialog in beiden Ländern zu aktuellen Herausforderungen politischer Jugendbildung auf neue gemeinsame Grundlagen stellen.

 

Ausgangspunkt ist der Befund, dass in den letzten Jahren immer weniger deutsch-tschechische Kooperationsprojekte im Kontext politischer Jugendbildung durchgeführt wurden. Verwunderlich ist das deshalb, weil die Herausforderungen junger Menschen und damit auch die Herausforderungen politischer Jugendbildung in beiden Nachbarländern ähnlich gelagert sind. Politische Bildung ist in der Tschechischen Republik eher akademisch geprägt und wird im formalen Bildungssystem verortet. Im Gegensatz dazu findet Jugendarbeit keine oder nur wenige Anknüpfungspunkte an den Fachdiskurs von „Education for Democratic Citizenship“, obwohl sie die gleiche inhaltliche Praxis und Expertise wie in Deutschland auszeichnet. Über die Praxis der Bildungsarbeit versucht das Projekt „Match it“, gemeinsame Handlungsfelder für den deutsch-tschechischen Jugendaustausch im Bereich der politischen Bildung zu erschließen.

 

Gegenstand des ersten Teils des Projekts vom 22. bis 26. März 2015 im Brücke/Most-Zentrum, Dresden, war eine eher akademisch orientierte Analyse von Handlungsfeldern der Jugendpolitik sowie deren Bearbeitung durch die außerschulische Bildung in beiden Ländern, ergänzt durch den Besuch außergewöhnlicher Lernorte. Auf der Agenda des zweiten Workshops im Juni in Tschechien stand die Auseinandersetzung mit spezifischen Handlungsfeldern in der Praxis tschechischer Bildungsträger.

 

In Kleingruppen besuchten die Teilnehmenden verschiedene Organisationen und Einrichtungen, um sich über außerschulische Bildungsarbeit in Tschechien zu informieren. Darunter waren Einrichtungen, die historisch-politische Bildung im Kontext der vielfach verworrenen deutsch-tschechischen Geschichte offerieren, Organisationen der Minderheitenarbeit, Migrantinnenorganisationen und Freiwilligendienste, aber auch solche, die Kunst- und Demokratievermittlung zusammenbringen. Die Projekt-Teilnehmer/-innen gewannen Einblicke in die Bildungsarbeit zu Frauenrechten, dem Holocaust, Fragen der kommunalen Teilhabe oder zu bürgerschaftlichem Engagement.

 

Anregungen für die eigene Bildungsarbeit erhielten sie auch in speziellen Praxis-Trainings, in denen sie sich zu Methoden, spezifischen Themen und Vermittlungsformen austauschten, um diese gemeinsam zu erproben.

 

Den theoretischen Hintergrund lieferten Gespräche mit ausgewiesenen tschechischen Fachexperten über Politische Bildung in der Tschechischen Republik, Wahlbeteiligung und Partizipationsverständnis sowie dem Problemfeld Neuer Populismus, Rassismus und Islamophobie. Die Hintergrundgespräche halfen den Teilnehmenden, die vielfältigen Eindrücke einzuordnen. Zugleich stellten sie eine Verbindung zum vorangegangenen Workshop in Dresden her.

 

Mit diesem Projekt wurde ein Stein ins Rollen gebracht: Angesichts der Vielzahl an begonnenen Diskursen und aufgeworfenen Fragestellungen bestand Einigkeit darüber, dass die mit diesem Projekt gestartete Kooperation in den Folgejahren unbedingt weitergeführt werden sollte. Ein Erfolg dieses Projekts ist zudem, dass sich bereits erste neue deutsch-tschechische Bildungspartnerschaften anbahnen: Einige der teilnehmenden Organisationen haben mit der Planung für gemeinsame Projekte begonnen.

 

„Match It“ wurde gefördert über Erasmus+/Jugend in Aktion und durchgeführt in Kooperation mit Tandem Regensburg.

 

Weitere Informationen

Eine projektbegleitende Facebook-Seite ist auf Eigeninitiative einiger Teilnehmender unter MATCH-IT 2015 (Dresden/Prague) eingerichtet worden.