“Demokratie
braucht
politische Bildung”

Arbeit, Lebensperspektive und Klassismus

Bericht der Fachgruppe „Arbeit und Lebensperspektive“
Programm Politische Jugendbildung im AdB

Die Fachgruppe Arbeit und Lebensperspektive hat sich im Jahr 2021 mit dem Phänomen des Klassismus und seinen Bezügen zur politischen Jugendbildung auseinandergesetzt. Ausführlicher betrachtet wurden verschiedene Intersektionen und Möglichkeiten der methodischen Ausarbeitung. In diesem Bericht wird ein kurzer Überblick über Klassismus im Allgemeinen gegeben und näher Feminismus, Queerness und Klassismus im Zusammenspiel betrachtet.

Foto: HochDrei e. V. – Bilden und Begegnen in Brandenburg

Die Erwartungen an die eigene Erwerbsarbeit sind seit einigen Jahren im Wandel begriffen. Der Einklang von Arbeit und Privatleben, gemeinhin bekannt als Work-Life-Balance oder Life-Domain-Balance, stellt eine unbedingte Leistungsanforderung in Frage und lässt das Verdienen von Geld nachrangig erscheinen. So spielt Laut SINUS-Jugendstudie 2020 über alle Befragten hinweg der „Spaß an der Arbeit“ und die „Vereinbarkeit mit dem Privatleben“ bei der Berufswahl eine größere Rolle als das Einkommen (vgl. Calmbach et al. 2020, S. 242 f.). Wird ein genauerer Blick auf einzelne Teilgruppen geworfen, zeigt sich jedoch, dass das nicht für alle Jugendlichen zutrifft: Für junge Menschen mit schwierigeren Startvoraussetzungen (oft auch mit niedrigerer formaler Bildung) ist das Einkommen bei der Berufswahl eines der wichtigsten Kriterien (vgl. ebd., S. 245).

 

In den Seminaren der Fachgruppe arbeiten wir mit Jugendlichen unterschiedlicher Herkunft und Schulbildung zu Themen wie allgemeine Zukunftsplanung, Beruf oder Erwerbsarbeit. Auch hier zeigen sich diese Unterschiede deutlich in den eigenen Zukunftsvisionen: Auf der einen Seite liegt ein Fokus auf abwechslungsreicher Beschäftigung mit genug Zeit für Familie, Freund*innen und Freizeit. Auf der anderen Seite äußern viele von ihnen den Wunsch, möglichst viel Geld zu verdienen, um sich etwas leisten zu können, es gut zu haben.

 

Von wem wird also der Diskurs zur Work-Life-Balance vorangetrieben, wenn die Jugendforschung und die praktische Arbeit mit jungen Menschen in der politischen Jugendbildung klare Unterschiede aufzeigen? Von denjenigen Menschen, die es sich leisten können, einen Fokus auf die Ausgeglichenheit von Arbeit und Freizeit zu legen. Es ist eine Frage der Ressourcen und des (bereits) vorhandenen Kapitals.

 

Die Fachgruppe „Arbeit und Lebensperspektive“ hat sich im Jahr 2021 daher mit dem Phänomen des Klassismus und seinen Bezügen zur politischen Jugendbildung auseinandergesetzt. Ausführlicher betrachtet wurden verschiedene Intersektionen und Möglichkeiten der methodischen Ausarbeitung. In diesem Bericht wird ein kurzer Überblick zu Klassismus im Allgemeinen gegeben und näher Feminismus, Queerness und Klassismus im Zusammenspiel betrachtet. Am Ende wird beschrieben, welche Bedeutung das für die politische Bildungsarbeit hat und welche Forderungen sich daraus ergeben.

 

Klassismus – ein kurzer Abriss und aktuelle Probleme

 

Klassismus soll hier allgemein verstanden werden als „Abwertung, Ausgrenzung und Marginalisierung entlang von Klasse. Klassismus beschreibt die Diskriminierung aufgrund von Klassenherkunft oder Klassenzugehörigkeit.“ (Seeck/Theißl 2021, S. 11; angelehnt an Kemper/Weinbach 2009 sowie Roßhart 2016). An dieser Stelle ist zu betonen, dass der herangezogene Klassenbegriff zwar auch, aber nie ausschließlich auf die ökonomische Stellung einer Person Bezug nimmt. Der Vielfältigkeit in der Auseinandersetzung mit Klassismus wird durch die verschiedenen Kapitalarten, auf die Menschen zurückgreifen können, deutlich: Neben dem ökonomischen Kapital (z. B. Eigentum, Geld) werden auch kulturelles Kapital (z. B. Bildungsabschlüsse, das Spielen eines Musikinstruments), soziales Kapital (z. B. „Vitamin B“, das eigene oder geerbte soziale Netzwerk) sowie symbolisches Kapital (z. B. die Wohnadresse, ein Dr*in-Titel) betrachtet (vgl. Seeck/Theißl 2020; Kemper/Weinbach 2009, S. 122; zurückgehend auf Bourdieu 1982).

 

Lange Zeit wurde Klassismus nur sehr theoretisch betrachtet (oft mit Bezug zu Karl Marx, Max Weber oder Pierre Bourdieu). Auch heute noch gibt es derlei Strömungen (etwa mit Bezug zu Didier Eribon). Gemein haben diese Perspektiven, dass sie cis-männlich und weiß dominiert sind, sich an akademischen Ausdrucksweisen orientieren und oft in theoretischen Sphären verbleiben (vgl. Kemper/Weinbach 2009, S. 14 f.). In einer aktuellen Auseinandersetzung mit Klassismus stellen Seeck/Theißl (2020) die Notwendigkeit der theoretischen Rahmung nicht in Frage, kritisieren aber den häufig fehlenden „Link zur politischen Praxis“ (ebd., S. 10). Ohne eine praktische und bewusste Umsetzung von antiklassistischen Strategien in der Gesellschaft verändern alle theoretischen Überlegungen nichts an der (noch immer bestehenden) Diskriminierung aufgrund von Klassenherkunft und Klassenzugehörigkeit.

 

Die Betrachtung eines anderen historischen Strangs in der Auseinandersetzung mit Klassismus, nämlich den feministischen Ansätzen in den USA (vgl. Hooks 2008) oder der Frauen-Lesben-Bewegung in Deutschland (vgl. Roßhart 2016), bringt konkretere Möglichkeiten zum praktischen Umgang mit Klassismus zu Tage. Dies lässt sich zudem mit den in der Fachgruppe vertretenen feministischen und queerfeministischen Ansätzen verbinden.

 

Klassistischer Feminismus? Oder Klasse und Geschlecht

 

Da in der Fachgruppe vielfach feministische Grundsätze der Planung und Methodik der Bildungsveranstaltungen zugrunde liegen, ist auch der Frage nachzugehen, wie und wann Feminismus möglicherweise auch klassistisch und damit Teil des Problems ist.

 

Feminismus bzw. die verschiedenen Frauenbewegungen haben ihren Ursprung in der Ungleichbehandlung der Geschlechter, der Unterdrückung eines Geschlechts durch das andere. Der Feminismus fußt auf der Kritik an den gesellschaftlichen Verhältnissen und der Existenz zweier Kategorien: Mann und Frau. Dies kennzeichnet eine Geschlechterhierarchie, die noch immer je nach Gesellschaftsbereich und der Anerkennung der Problematik vorhanden ist. Ein Aufbrechen dieser Hierarchien ist besonders wichtig für diejenigen, die Gesellschaftsverhältnisse positiv, menschlich und gleichberechtigt gestalten wollen.

 

Ein weiterer Aspekt des Frauen betreffenden Klassismus ist die ökonomische Benachteiligung. Frauen sind davon überproportional betroffen. In der Strömung des materiellen Feminismus wird Klassismus zwar nicht benannt, aber es geht hier vor allem um die Beschreibung von Gender als soziales Konstrukt, um aufgezwungene Geschlechterrollen und Kapitalismus und um Patriarchatskritik. Feministinnen aus Frankreich und Großbritannien prägten den materiellen Feminismus. Er beinhaltet keine idealisierte Vorstellung von Frauen und fragt danach, wer Zugang zu Geld und Bildung hat, fragt nach sozialen und nach wirtschaftlichen Zwängen. (Wer kann eigentlich Karriere machen?) Der materielle Feminismus will soziale und wirtschaftliche Gleichbehandlung aller Geschlechter.

 

Klassenunterschiede und die damit einhergehenden Grenzen waren und sind der natürliche Kritikpunkt des Feminismus und damit eine wichtige emanzipatorische Gesellschaftskritik. Auch die Bekämpfung von Sexismus erfordert das Mitdenken von Klassismus und Rassismus bzw. überhaupt gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, da die Herrschafts- und Machtverhältnisse ineinander verwoben sind. Ist Feminismus deswegen klassenlos?

 

Feminismus hat auch eine öffentliche, akademisierte Seite: theoretische Diskurse von Akademiker*innen, die den Gegenstand wissenschaftlich beschreiben und zur Weiterentwicklung beitragen, aber eben auch nicht alle Aspekte mit einbeziehen. Die Deutungshoheit kann nicht bei der akademischen Klasse liegen. So scheiterten die Versuche, als Akademikerinnen in Deutschland in den Betrieben Arbeiterinnen für Feminismus agitieren wollten. Es gab dafür andere Interventionen wie die der sogenannten Prolllesben, die sich bewusst und solidarisierend in Spargruppen zusammenfanden, um gemeinsam ökonomische Not zu mildern (vgl. Roßhart 2016). Diese Klassenunterschiede zeigten sich auch beim gegenseitigen Unverständnis von Frauenrechtlerinnen aus Ost- und Westdeutschland nach 1989. Ihr Verhältnis war sehr ambivalent und sie waren sich oft fremd. Es gab ein „von-oben-herab“ gegenüber den Frauen aus Ostdeutschland, als müssten diese den „richtigen“ Feminismus noch lernen.

 

Feminismus versteht sich als gesamtgesellschaftlich gewinnbringend und stellt ohne Klassenunterschiede die Gleichberechtigung der Menschen in den Mittelpunkt. Die aufgezeigten Aspekte zeigen deutlich, dass die Gefahr besteht, dass Klassismus seine diskriminierende Wirkung auch hier entfaltet. In der Fachgruppe möchten wir mit dem theoretisch Erarbeiteten und den teilweise ganz realen persönlichen Erfahrungen Jugendbildungsarbeit klassismussensibel gestalten, wenn nicht gar einen Beitrag dazu leisten, ihn zu überwinden.

 

Klassismus und queere Identität

 

Obwohl die praktische Auseinandersetzung mit Klassismus und die Kritik an einem Mittelklasse-Fokus aktivistischer Tätigkeiten bereits in der oben erwähnten FrauenLesben-Bewegung der 80er und 90er Jahren zu finden sind, wird in queeren Räumen auch heute noch (zu) selten über Diskriminierung aufgrund von sozialer Herkunft und Klasse gesprochen (vgl. Abou et al. 2020).

 

Dabei sehen sich queere Menschen im Vergleich zur endo-cisgeschlechtlichen und heterosexuellen Mehrheitsgesellschaft in Bezug auf Klassismus zum Teil spezifischen Herausforderungen gegenüber: Bereits vergleichsweise gut erforscht sind die systematische Benachteiligung von trans* und inter* Personen auf dem Arbeitsmarkt (vgl. Frohn/Meinhold 2020; Frohn et al. 2020), die schlechtere Bezahlung von homosexuellen Menschen im Vergleich zu heterosexuellen Menschen (vgl. Kroh et al. 2017) und Diskriminierungserfahrungen in Bildungseinrichtungen (vgl. Krell/Oldemeier 2017). All diese Benachteiligungen können dazu führen, dass queere Menschen weniger Geld verdienen und Bildungseinbußen erfahren – in anderen Worten: auf weniger ökonomisches und kulturelles Kapital zurückgreifen können. Durch ein zurückgezogenes Leben aufgrund der Erwartung von Diskriminierung oder den Bruch mit der Herkunftsfamilie kann zudem das soziale Netzwerk (soziales Kapital) leiden. Gerade für Jugendliche und junge Erwachsene kann Klassismus in ihrer (queeren) Identitätsentwicklung ein Einflussfaktor sein.

 

Mit Blick auf die politische Jugendbildung mit queeren Jugendlichen und jungen Erwachsenen zeigt sich Klassismus in einer inhaltlichen und in einer strukturellen Ebene. Die inhaltliche Ebene betrifft die Themen, mit denen sich im Rahmen von Seminaren auseinandergesetzt oder eben nicht auseinandergesetzt wird. Bei queeren Jugendlichen, die selbst Diskriminierungserfahrungen machen oder gemacht haben, ist oft ein grundlegendes Bewusstsein für Diversität und gesellschaftliche Diskriminierungsmechanismen vorhanden. Intersektionale Ansätze werden von Teilnehmenden im Rahmen der Veranstaltungen selbstständig thematisiert und eingefordert. Dabei wird jedoch oft der Bezug zu der Intersektion Queerfeindlichkeit und Rassismus oder Queerfeindlichkeit und Ableismus hergestellt. Klassismus als Ursprung von Diskriminierung und Ausgrenzung wird kaum thematisiert – und auch die Sensibilität in Bezug auf Klassismus scheint nicht besonders ausgeprägt.

Foto: Akademie Waldschlösschen

Dies zeigt sich beispielsweise am Umgang miteinander: Die englische Sprache ermöglicht in queeren Kontexten bisweilen einen einfacheren Umgang mit Pronomen (im Englischen gibt es die neutralen Pronomen they/them), schließt aber Menschen ohne die nötigen Sprachkenntnisse aus. In Seminarkontexten mit Jugendlichen aus ganz Deutschland konnte vor allem bei Personen mit Wohnort aus größeren (und damit auch internationaleren) Städten eine gewisse Selbstverständlichkeit der Kommunikation auf Englisch festgestellt werden. Dass andere Anwesende den Ausführungen möglicherweise nicht folgen konnten, musste erst ins Bewusstsein gerufen werden.

 

Auch bedarf es in gemischten queeren Gruppen häufiger des Hinweises, dass unterschiedliche Menschen an unterschiedlichen Stellen im queeren Diskurs sind und sich bisher unterschiedlich stark mit verschiedenen Teilthemen auseinandergesetzt haben. Das korrekte Gendern (z. B. Teilnehmende oder Teilnehmer*innen anstatt Teilnehmer und Teilnehmerinnen) und der richtige Gebrauch von Pronomen oder Neo-Pronomen (Wortneuschöpfungen, welche die binären Pronomen „sie“ und „er“ umgehen, etwa „si*er“ oder „xier“) braucht Übung und auch in queeren Gruppen ist das keine Selbstverständlichkeit. Manche Menschen hatten im Verlauf ihres Lebens möglicherweise noch keinen oder nur wenig Kontakt damit und es bedarf daher eines Mindestmaßes an Fehlerfreundlichkeit und Verständnis.

 

Auf einer strukturellen Ebene muss angesprochen werden, dass offene Angebote der politischen Jugendbildung oft von Personen frequentiert werden, die planen zu studieren oder die sich bereits im Studium befinden. Auszubildende finden seltener den Weg zu den Angeboten. Ebenso sind queere Jugendliche aus ländlichen Gebieten schwerer zu erreichen und ohne gesonderte Bemühungen seltener in Maßnahmen der politischen Jugendbildung vertreten. Dies führt zu der Frage, weshalb die politische Jugendbildung – ganz ähnlich wie die Forschung zu queeren Jugendlichen (vgl. Timmermanns et al. 2017; Krell/Oldemeier 2017) – Jugendliche aus ländlichen Gebieten und mit weniger Normbildung schwieriger erreicht.

 

Klassismus und außerschulische, politische Jugendbildung

 

Politische Bildung hat in den vergangenen Jahren verstärkt begonnen, Diversität zu fokussieren und sich mit Ungleichheitsdimensionen sowie deren Intersektionen auseinanderzusetzen. So sind auch die AdB-Jahresthemen 2021 „Was WEISS ich? Rassismuskritisch denken lernen! Eine Kernaufgabe für Gesellschaft und Politische Bildung” und 2022 „Rassismuskritisch denken lernen: Diversität in Gesellschaft und Demokratie in und mit politischer Bildung stärken“ dem geschuldet, ebenso wie die Schwerpunktthemen des Programms „Politische Jugendbildung im AdB“ für die Laufzeit 2023–2028.

 

Auch in Schulen gibt es groß angelegte Antidiskriminierungsprojekte, welche bestimmte Diversitätsmerkmale fokussieren. Hier sind etwa „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ (mit Fokus auf Rassismus) oder „Schule der Vielfalt“ (mit Fokus auf Queerfeindlichkeit) zu benennen. Diese Auseinandersetzung auf institutioneller Ebene ist sehr wichtig, aber leider auch langwierig. Dem Thema Klassismus wird dabei wenig Beachtung geschenkt, obwohl das deutsche Schulsystem ein Paradebeispiel für Klassismusförderung darstellt (vgl. Kemper/Weinbach 2009).

 

Im Vergleich zur schulischen politischen Bildung gestaltet außerschulische Bildung Inhalte freier, um schneller auf aktuelle Entwicklungen reagieren und jungen Menschen sowie Erwachsenen den Kontakt zu bisher nicht oder zu wenig thematisierten Aspekten zu gewähren. Dass Klassismus ganz konkret in den Blick genommen wird, ist längst überfällig und die Notwendigkeit zeigt sich in den oben genannten Beispielen von zum Teil fehlender Sensibilität bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen sowie in dem noch immer schwierigen Zugang von weniger privilegierten Zielgruppen zu politischer Jugendbildung.

 

In der politischen Bildungsarbeit müssen anti-klassistische Strategien fest verankert, Bedürfnisse und Interessen ernst genommen werden. Inhalte sollten sich an den Fragen und Bedürfnissen der Jugendlichen orientieren. Die Etablierung von gendergerechter Sprache in Schule und eigenen Jugendprojekten ist erstrebenswert, sowie das Aufzeigen von Handlungsmöglichkeiten gegen Stammtischparolen und Anfeindungen.

 

Politische Bildner*innen müssen sich selbst fragen, welche Perspektiven sie einnehmen und diese reflektieren. Die individuelle Auseinandersetzung damit, aus welchem Umfeld er*sie kommt und welche Ressourcen er*sie zur Verfügung hat bzw. sich erarbeiten musste, gehört dazu. Eigene Klassenerfahrungen sind dabei stets konstruktiv zu reflektieren, denn es besteht durchaus die Gefahr der Abwertung der eigenen Herkunft und damit einer negativen Übertragung auf die Zielgruppe.

 

Literatur

Abou, Tanja/Seeck, Francis/Theißl, Brigitte/Witte, Martina (2020): Feministischer Klassenkampf – Strategien gegen Klassismus und Akademisierung aus (queer-)feministischer Perspektive. Ein Gespräch. In: Seeck, Francis/Theißl, Brigitte (Hrsg.): Solidarisch gegen Klassismus. organisieren, intervenieren, umverteilen. Münster: Unrast Verlag, S. 35–44

Bourdieu, Pierre (1982): Die feinen Unterschiede. Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft. Frankfurt am Main: Suhrkamp

Calmbach, Marc/Flaig, Bodo/Edwards, James/Möller-Slawinski, Heidi/Borchard, Inga/Schleer, Christoph (2020): SINUS-Jugendstudie 2020. Wie ticken Jugendliche? Lebenswelten von Jugendlichen im Alter von 14 bis 17 Jahren in Deutschland. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung/bpb

Frohn, Dominic/Meinhold, Florian (2020): LSBT*-Personen in Arbeit und Wirtschaft: Diversity und (Anti-)Diskriminierung. In: Timmermanns, Stefan/Böhm, Maika (Hrsg.): Sexuelle und geschlechtliche Vielfalt. In: Interdisziplinäre Perspektiven aus Wissenschaft und Praxis. Weinheim: Beltz Juventa, S. 89–108

Frohn, Dominic/Wiens, Michael/Buhl, Sarah/Peitzmann, Milena/Heiligers, Nain (2020): „Inter* im Office?!“ Die Arbeitssituation von inter* Personen in Deutschland unter differenzieller Perspektive zu (endo*) LSBT*Q+ Personen. Köln: Institut für Diversity- und Antidiskriminierungsforschung

hooks, bell (2008): Belonging: A Culture of Place. London: ‎Routledge

Kemper, Heike/Weinbach, Andreas (2009): Klassismus. Eine Einführung. Münster: Unrast Verlag

Krell, Claudia/Oldemeier, Kerstin (2017): Coming-out – und dann …?! Coming-out-Verläufe und Diskriminierungserfahrungen von lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans* und queeren Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Deutschland. Opladen: Verlag Barbara Budrich

Kroh, Martin/Kühne, Simon/Kipp, Christian/Richter, David (2017): Einkommen, soziale Netzwerke, Lebenszufriedenheit: Lesben, Schwule und Bisexuelle in Deutschland. In: DIW Wochenbericht 84, H. 35, S. 687–698

Linkerhand, Koschka (2018): Feministisch streiten – Texte zu Vernunft und Leidenschaft unter Frauen. Berlin: Querverlag

Roßhart, Julia (2016): Klassenunterschiede im feministischen Bewegungsalltag. Berlin: w_orten & meer

Seeck, Francis/Theißl, Brigitte (Hrsg.) (2020): Solidarisch gegen Klassismus. organisieren, intervenieren, umverteilen. Münster: UNRAST-Verlag

Timmermanns, Stefan (2017): „LSBT*-Jugendliche und junge Erwachsene: (K)Ein Thema für die Jugendforschung?!“. In: Diskurs Kindheits- und Jugendforschung / Discourse. Journal of Childhood and Adolescence Research, 12(2), S. 131–143

 

Bericht aus der Praxis

Workshop zu Klassismus im Comic

Praktisches Material für die unterschiedlichen Perspektiven auf das Leben

Foto: Historisch-Ökologische Bildungsstätte Emsland in Papenburg e. V.

Der Begriff der Klasse bezieht sich auf ein relatives Ranking, basierend auf Einkommen, Reichtum, Status und/oder Macht. Im gesellschaftlichen Diskurs werden Engagement, Aktivität, Wachstum und Gewinn in der Regel hoch bewertet. Armut, Boykotte, Einkommensreduzierung dagegen weniger hoch. Die familiäre Herkunft entscheidet maßgeblich über Bildungsabschlüsse und spätere Einkommen. Armut ist mit Scham besetzt und nicht wenige Personen empfinden Ohnmacht gegenüber den klassistischen Verhältnissen.

 

Trotz dieser vielfachen Ebenen ist Klassismus in der politischen Jugendbildung zumeist eine bedeutsame Leerstelle. Diese Leerstelle haben wir in der Diskussion der Fachgruppe „Arbeit und Lebensperspektive“ und in der Bildungsstätte Bredbeck zum Thema gemacht. Dieser Praxisbericht beschreibt einen Mini-Workshop zur klassismuskritischer Sensibilisierung, der für Multiplikator*innen oder Jugendliche geeignet ist. Dieser Workshop ermöglicht eine erste Auseinandersetzung mit Klassismus in der methodischen Arbeit mit Comics, Graphic Novels und/oder Bilderbüchern (im Folgenden: Comics). Die Leitung des Workshops sollte bei einer Fachkraft liegen, die sich bereits klassismuskritisch und möglichst intersektional mit der eigenen Positionierung befasst hat. Selbstverständlich ist dieser Workshop digital durchführbar, was die Präsentation digitaler Bücher voraussetzt.

 

Vorarbeit

Die Comics werden entweder von der*dem Referent*in ausgewählt oder die Teilnehmenden werden im Vorfeld darum gebeten, ihre (Lieblings-)Comics mitzubringen. Wählt der*die Referent*in das Material aus, so ist darauf zu achten, verschiedene Stile und Designs zu wählen, sodass die Teilnehmenden eine möglichst große Auswahl haben. Die Vorbereitung liegt selbstverständlich auch in der Anpassung der hier explizierten Schritte an die jeweilige Zielgruppe in Bezug auf ihre Zugehörigkeiten, Positionierungen, Vorkenntnisse und Zielabsichten.

 

Input

Es erfolgt ein kurzer Input zu Klassismus mit Begriffsdefinitionen, Erscheinungsebenen und Einführung in die Bedeutung von Stereotypen. Gleichsam müssen Privilegien und hegemoniale Perspektiven vermittelt werden. 

 

Comiczirkel

Alle Comics werden in die Gruppenmitte gelegt und der Inhalt der Bücher wird gemeinsam kurz vorgestellt. Für die Vorstellung können die Buchbeschreibungen vorgelesen werden, die abgedruckt sind. Wurden die Comics von den Teilnehmenden mitgebracht, kann jede*r das eigene Buch/Heft präsentieren und die Auswahl kurz begründen. Danach haben alle Teilnehmenden die Möglichkeit, die Comics kurz durchzublättern, um sich einen persönlichen Eindruck zu verschaffen. Danach finden sich kleine Arbeitsgruppen mit 2 bis 3 Personen zusammen, die eine Geschichte „analysieren“ wollen.

 

Aufgabe: Kleingruppen-/Paar-Arbeit mit dem Comic

In der Kleingruppe erhalten die Teilnehmenden die folgende Aufgabe mit Fragenkatalog: „Bitte schaut euch das Material gemeinsam an. Prüft bitte, auf welche Fragen ihr Antworten in euren Comics findet!“

 

  • Wer wohnt in einem Haus (nicht Mietshaus mit mehreren Parteien)? Wer besitzt ein Haus oder eine Wohnung? Wer hat ein eigenes Zimmer?
  • Wie werden Speisen und Essenssituationen dargestellt? Welche Rolle spielt Essen?
  • Wer hat welche Berufe/Jobs? Wer von den Erwachsenen arbeitet in den Comics?
  • Wie sehen die Städte aus, in denen die Comics spielen?
  • Wie interpretiert ihr die Kleidung der Figuren? Wählt zwei Figuren aus! Was denkt ihr, haben sie viel, wenig oder kaum Geld?
  • Gibt es Statussymbole, die eine Rolle spielen? (wie z. B. Auto, Yacht, Schmuck, Möglichkeit zu reisen)
  • Wie wird Mobilität dargestellt? Werden eigene Autos, öffentliche Verkehrsmittel, Fahrräder genutzt?
  • Welche Familienverhältnisse werden dargestellt? Gibt es hier einen Zusammenhang zu finanziellen Ressourcen, die dargestellt werden?
  • Wie wird Reichtum und/oder Armut dargestellt?
  • Wo wird Vielfalt oder Widersprüchlichkeit abgebildet?
  • Spielen andere Kategorien wie Hautfarbe, Migration, Geschlecht, sexuelle Orientierung, Behinderung oder Gesundheit eine Rolle?
  • Was fällt euch darüber hinaus auf? (In Anlehnung an Perko/Weinbach/Czollek 2012)

 

Vorstellen der Ergebnisse

Anschließend werden die Ergebnisse zusammengetragen und in der Gruppe vorgestellt. Dabei müssen nicht alle Fragen beantwortet werden, sondern die zentralen Beobachtungen sollen geteilt werden. Ein wichtiger Hinweis ist, darauf zu achten, dass sich die Ergebnisse darin unterscheiden, was Beschreibung und was Interpretation ist. Gegebenenfalls ist das anhand eines Bildbeispiels gemeinsam zu trainieren. Die Formulierung der Aufgabe zur Ergebnissicherung ist dementsprechend: „Bitte achtet darauf zu beschreiben, was ihr seht. Und sagt dann, wie ihr das interpretiert! Visualisiert eure Ergebnisse für die anderen!“ Am Ende werden die überraschenden Beobachtungen und Erkenntnisse gesammelt und schriftlich für alle sichtbar festgehalten.

 

Intervention (Utopien)

Die Aufgabe lautet: „Wir spinnen unsere Bücher weiter! Wo könnten Stereotype infrage gestellt werden? Wie könnte das ausgewählte Buch klassismuskritisch weiterentwickelt werden? Bitte schreibt/erzählt/gestaltet euer Buch um und gebt den Personen eine neue/andere Handlungsmacht!“ Dieses kreative Arbeiten mit neuer Perspektive erlaubt das Denken von Kritik und Utopien. Es kann je nach Gruppe hilfreich sein, wenn die Teilnehmenden in 2–3er Gruppen zusammenarbeiten können. Abschließend wird die eigene Intervention vorgestellt.

 

Abschlussreflexion

Zum Schluss kommen alle Teilnehmenden zusammen und beantworten in der Runde folgende Fragen: Wie hat euch das Vorgehen gefallen? Gab es neue Erkenntnisse? Wenn ja, welche zum Beispiel? Würden sich eure Comics (nach der Intervention) auch gut verkaufen lassen? Begründe deine Antwort!

 

Ausblick

Klassismuskritische Bildungsarbeit in intersektionaler Perspektive hat das Ziel, Räume zu schaffen, in denen Klassismus sichtbar wird und die Idee des Neoliberalismus, „jede*r sei ihres*seines Glückes Schmied*in“ zu dekonstruieren. Diese Unwahrheit muss demontiert werden. Zeitgleich müssen Alternativen und Handlungsperspektiven auf Anerkennung und Umverteilung vermittelt werden. Gelingt diese Sensibilisierung, eröffnen sich neue solidarische Räume für junge Menschen mit und ohne Privilegien. Armut ist durch Bildung nicht zu verhindern. Im Gegenteil, sie reproduziert in der Regel vorhandene Klassenunterschiede. Außerschulische Bildung muss deshalb dazu beitragen und dazu in der Lage sein, dieses Paradox zu reduzieren.

 

Dr. Ines Pohlkamp, Bildungsstätte Bredbeck – Heimvolkshochschule des Landkreises Osterholz

 

Literatur

Perko, Gudrun/Weinbach, Heike/Czollek, Leah Carola (2012): Praxishandbuch Social Justice und Diversity: Theorien, Training, Methoden, Übungen. Weinheim: Beltz Juventa

 

Bericht aus der Praxis

Klimaaktivismus und Klassismus

Die politische Jugendbildung und aktivistisches Engagement

Foto: Europahaus Aurich – Deutsch-Niederländische Heimvolkshochschule e. V.

Jugend-Initiativen aus der Klimagerechtigkeitsbewegung finden im Europahaus Aurich seit einigen Jahren Raum für Austausch und Vernetzung, für Stärkung und Resilienzerfahrungen. Es handelt sich bei den Mitwirkenden überwiegend um Jugendliche, die noch zur Schule gehen und sich im Rahmen dessen und vor allem darüber hinaus politisch engagieren. Während der Lernort Schule einen sehr engen Rahmen mit nur wenig Mitgestaltungsmöglichkeit vorgibt, haben die Jugendlichen im Europahaus Aurich die Möglichkeit, sich über Klassenstrukturen hinaus zu besprechen, zu diskutieren und gemeinsame Aktionen zu planen.

 

Die Klimakrise und das Artensterben betreffen uns alle gleichermaßen. Auf den ersten Blick scheint die soziale Herkunft für den Aktivismus keine Rolle zu spielen. Bei genauerer Betrachtung fällt jedoch auf, dass dieses scheinbar barrierearme Format der politischen Teilhabe doch überwiegend Menschen mitnimmt, die sehr ähnlich sozialisiert sind und aus ähnlichen Klassen im übergeordneten Sinne kommen. Es stellen sich somit einige Fragen: Wen sprechen wir mit unseren Formaten an? Welche Formate etablieren sich buttom-up und welche funktionieren top-down? Inwiefern sollte unsere politische Bildungsarbeit auch aufsuchend agieren?

 

Spannend ist, der Frage nachzuspüren, welche Rolle und Haltung die politische Jugendbildung an diesem Punkt einnehmen kann. Während die Jugendlichen mit den vielfältigen Krisenerscheinungen nicht alleine gelassen werden können und ihnen unbedingt empowernd und unterstützend zur Seite gestanden werden sollte, kann politische Jugendbildung aber auch mehr: Räume öffnen für inklusive und diskriminierungsfreie Perspektiven. Politische Bildungsarbeit sollte sich dabei stets selbstkritisch reflektieren und diese Möglichkeit auch jungen Menschen geben. Wir sollten im Rahmen unserer Bildungsarbeit besonders darauf achten, auch Multiplikator*innen dahingehend zu schulen.

 

In der einwöchigen Veranstaltung für Multiplikator*innen mit dem Titel „Klimakrise und Transformationsprozesse: Arbeits- und Lebensperspektive im Wandel“ wurde dazu gearbeitet: Wie funktioniert kollektiver Aktivismus und wie können Multiplikator*innen jungen Menschen unterstützend zur Seite stehen ohne Barrieren zu verstärken? Die Multiplikator*innen sollten auf inhaltlicher Ebene anstehende Transformationsprozesse noch tiefgreifender verstehen und sich im Kontext des Wandels reflektieren. Sie sollen ihren Stärken nachspüren und sich ihrer politischen, sozialpsychologischen und gesellschaftlichen Position bewusst werden um empowert zu werden, um empowern zu können. Es wurde der Frage nachgegangen, welche individuellen, sozialen und politischen Stellschrauben es gibt um individuelles oder kollektives Handeln zu aktivieren und welcher Outcome jeweils generiert werden kann. Kollektives Handeln als Möglichkeit einer gemeinsamen und gruppenrelevanten, selbstwirksamen Erfahrung stand im Mittelpunkt der Veranstaltung. Da die Multiplikator*innen selbst auch alle auf irgendeine Weise aktivistisch sind, galt es, sie selbst zu stärken, um somit stärken zu können. Hierfür wurden bspw. Transformationsprozesse reflektiert und die eigene Arbeits- und Lebensperspektive im Kontext dessen erörtert und bewertet. Es wurden verschiedene Reflexions- und Visualisierungstechniken genutzt. Im Rahmen einer Ideenwerkstatt entwickelten die Teilnehmer*innen positive Narrative und beschäftigten sich mit story-telling im Kontext politischer Jugendbildung. Während einer längeren Workshopphase haben die Teilnehmer*innen die Möglichkeiten politischen Engagements auf europäischer Ebene erörtert und best practices herausgearbeitet. Es gab Raum für Klimawut, Klimatrauer und Klimaangst. Ein zentrales Ergebnis aus der Seminararbeit war unter anderem, dass die Relevanz von Selbstfürsorge im Kontext politischen Engagements hervorgehoben werden konnte.

 

Außerdem wurde mit Hilfe verschiedener Selbsterfahrungsmechanismen und -übungen die Grundlage für das multiplikatorische Potenzial geschaffen. Multiplikator*innen sollen befähigt werden, die emotionalen und mentalen Bedürfnisse junger Aktivist*innen und politisch engagierter Menschen besser zu erkennen, zu begleiten, ressourcenschonende Strategien für (ehrenamtliches) Engagement zu entwickeln und starke Netzwerke zu etablieren. In der Klimagerechtigkeitsbewegung können nicht viele einzelne Akteur*innen einen Wandel gestalten, sondern es müssen viele im kollektiven Aktivismus und als Gesamtheit aktiv werden. Die große Transformation ist nicht allein durch die junge Generation zu schultern und es bedarf breit aufgestellter Bündnisse.

 

Es wurde deutlich, dass das Thema Klassismus auch zur Klimagerechtigkeitsbewegung gehört. Wer sich innerhalb der einzelnen Gruppierungen sprachlich selbstverständlich bewegen kann gehört dazu. Menschen, die nicht über entsprechende, der Bewegung zugeordneten, Fachtermini verfügen, fühlen sich schnell ausgegrenzt. Aufgrund ihrer sozialen Herkunft oder aufgrund des Habitus können sich viele (junge) Menschen nicht mit den Umweltbewegungen als soziale Bewegung identifizieren. Wie können wir es als Bewegung, als unterstützendes Element und als Netzwerk der politischen Bildungslandschaft also schaffen, rassismuskritisch und klassismussensibel zu agieren?

 

Wir sollten uns vor Augen führen, dass Sprache ein großes Maß an Macht mit sich bringt, zum sozialen Ausschluss beitragen kann und ein hohes Diskriminierungspotenzial hat. Wir sollten auch in scheinbar homogenen Gruppen auf klassistische Muster und Sprachsensibilität achten, um exkludierende Sprache nicht zu reproduzieren. Eine angenehme Arbeitsatmosphäre und ein wertschätzender Sprachgebrauch sind kleine, aber wichtige Bausteine für einen inklusiven außerschulischen Bildungsansatz. Das Gefühl der Nicht-Zugehörigkeit kann Gefühle von Abwehr und Angst hervorrufen, die zu einer allgemeinen Abkehr führen kann.

 

Weiter sollten wir uns auch offen austauschen über radikale Strömungen und Ideologien, auch innerhalb der Klimagerechtigkeitsbewegung. Wir sollten uns selbst als Bewegung und als politische Bildner*innen kritisch reflektieren, wo wir uns zum Beispiel beim Thema ziviler Ungehorsam positionieren. Vielleicht nicht legal, aber dennoch legitim? Wird von Systemwechsel gesprochen, sollte deutlich kommuniziert werden, dass im Klimaschutzvokabular keine demokratischen Strukturen in Frage gestellt, sondern ausbeuterische Systeme angeklagt werden.

 

Die politische Jugendbildung hat das Potenzial und die Verantwortung grassroot-Bewegungen professionell-kritisch und zugleich unterstützend zu begleiten. Hierzu bedarf es einer weiteren Professionalisierung der politischen Bildungsarbeit. Psychologische Muster und Hintergründe sollten bekannt und Dynamiken entsprechend aufgefangen werden können. Gerade im Hinblick auf Klimaängste und -trauer sollten entsprechende Fähigkeiten und Kenntnisse mit der politischen Bildung verwoben werden.

 

Und: Sollten wir mit unseren top-down Angeboten aufsuchender agieren? Ich denke ja, unbedingt, denn nur so können wir vermeiden, dass wir nur über Inklusion sprechen, statt Inklusion zu leben. Nur so können wir mehr Reibungspunkte zum Entwickeln vorfinden und zumindest einen kleinen Beitrag gegen Klassismus im Kontext politischer Bildungsarbeit leisten.

 

Im Nachhinein ist nochmals deutlich geworden, wie wichtig die Arbeit mit Multiplikator*innen ist. Nicht nur um Jugendliche direkt zu empowern, sondern auch, um ein starkes Netzwerk vorzufinden, um die jungen Menschen herum aufzubauen und Empowerment gelingen zu lassen. Diese besondere Aufgabe kann durch die politische Jugendbildungsarbeit ermöglicht und gestärkt werden.

 

Christine Strauß, Europahaus Aurich – Deutsch-Niederländische Heimvolkshochschule e. V.

 

Mitglieder der Fachgruppe „Arbeit und Lebensperspektive“

 

Tanja Berger

HochDrei e. V. – Bilden und Begegnen in Brandenburg

E-Mail: berger@hochdrei.org

 

Judith Kluthe

Bildungsstätte Bredbeck – Heimvolkshochschule des Landkreises Osterholz

E-Mail: judith.kluthe@bredbeck.de

 

Simon Merz

Stiftung Akademie Waldschlösschen

E-Mail: simon.merz@waldschloesschen.org

 

Theresa Slaghekke

Historisch-Ökologische Bildungsstätte Emsland in Papenburg e. V.

E-Mail: theresa.slaghekke@hoeb.de

 

Christine Strauß

Europahaus Aurich – Deutsch-Niederländische Heimvolkshochschule e. V.

E-Mail: strauss@europahaus-aurich.de