“Demokratie
braucht
politische Bildung”

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Auf Denkpfaden unterwegs

Ausstellung im NS-Dokumentationszentrum München
Foto: AdB
23.09. 2015

Die AdB-Kommission Erwachsenenbildung setzt ihre Diskussion über die historisch-politische Bildung fort

 

Die Kommission Erwachsenenbildung des AdB traf sich zu ihrer letzten Sitzung in dieser Legislaturperiode vom 14. bis 16. September 2015 im Institut für Jugendarbeit Gauting in der Nähe Münchens. Thematischer Schwerpunkt war die historisch-politische Bildung mit dem Fokus Nationalsozialismus. Damit knüpfte die Kommission an ihre Diskussionen in den vergangenen Tagungen an, bei denen es immer wieder um die Auseinandersetzung mit Gedenkorten und mit Methoden historisch-politischer Bildung ging.

 

In einem engagierten Vortrag stellte Sylvia Holhut, Fachreferentin für demokratische Jugendbildung des Kreisjugendrings München, drei Münchner Projekte der historisch-politischen Bildung vor. Sie berichtete über die Jugendgeschichtswerkstatt „Sommer.dok“, die diesen Sommer bereits zum dritten Mal auf dem Münchner Königsplatz stattfand.

 

Entwickelt hatte sich das Projekt 2008 im Zuge der Planung um das NS-Dokumentationszentrum und der Forderung der damaligen Jugendlichen, nicht Zielgruppe, sondern selbst Akteure der politischen Bildung sein zu wollen. Während der eintägigen Jugendgeschichtswerkstatt können sich Schulklassen sowie Passantinnen und Passanten auf dem Königsplatz mithilfe zahlreicher Aktionen mit dem jeweiligen Jahresthema beschäftigen. Die gemeinsame Auseinandersetzung mit historisch-politischen Themen steht dabei im Vordergrund. Das Oberthema 2015 war der 35. Jahrestag des Oktoberfestattentates.

 

Die Referentin berichtete ebenso von einem Kunstprojekt, das vier Münchner Jugendliche zusammen entwickelten und auch im Rahmen des „Sommer.dok“ der Öffentlichkeit zur Verfügung stellten. Auf dem Spiegelpfad „Werft Licht auf den Schatten!“ können Teilnehmende auf 33 Spiegelplatten, die auf dem Boden ausgelegt werden, darauf geschriebene nationalistische und antisemitische Zitate aus nationalsozialistischen Schriften lesen. Der Spiegeleffekt führt dazu, dass sich jede/r Einzelne im eigenen Angesicht fragen muss, wie er/sie auf diese Zitate reagiert und inwieweit er/sie inhaltlich mitgeht. Den Spiegelpfad konnten die Kommissionsmitglieder im Anschluss an den Vortrag selbst ausprobieren und waren von der starken Wirkung dieses Denkpfades sehr beeindruckt.

 

Mit dem Dokumentarfilm „Kick it like Kurt“, initiiert und produziert von jungen Münchnerinnen und Münchnern, wird die Verbindung von jüdischem und nicht-jüdischem Leben in München sowohl in heutiger Zeit als auch zu Zeiten des Nationalsozialismus aufgezeigt. Die Kommissionsmitglieder konnten mit diesem Film Kurt Landauer, den ehemaligen jüdischen Präsidenten des FC Bayern München kennenlernen. Die Mitglieder der Ultra-Fangruppe Schickeria halten Kurt Landauer durch ein alljährlich stattfindendes Kurt-Landauer-Fußballturnier mit dem jüdischen Fußballverein Maccabi in Ehren. Dieses ungewöhnliche Engagement der jungen Menschen wird im Dokumentarfilm beeindruckend sichtbar.

 

Beim anschließenden Besuch im NS-Dokumentationszentrum wurden die Teilnehmenden von Felizitas Raith in die Entstehungsgeschichte und das Ausstellungskonzept des NS-Dokumentationszentrums eingeführt. Diese äußerst kompetente und interessante Führung war eine stimmige Abrundung eines Tages, der ganz im Zeichen der historisch-politischen Bildung stand.

 

Weitere Schwerpunkte des dreitägigen Arbeitstreffens waren u. a. die Vorstellung der Plattform „EPALE – Electronic Platform for Adult Learning in Europe“ durch Christina Norwig von der Nationalen Koordinierungsstelle, das Verhältnis von kultureller und politischer Bildung, das Robert Schmitt, Akademie Biggesee, in die Diskussion brachte, sowie erste Überlegungen für Themen und Schwerpunkte, die die Kommission Erwachsenenbildung in den kommenden Jahren beschäftigen könnten.