Die vielfachen Projektverpflichtungen die im Rahmen der DARE-Kooperationen eingegangen wurden, bedeuteten für alle Beteiligten neben der Umstellung physischer auf digitale und hybride Arbeitstreffen vor allem die Herausforderung, dass die aktuelle Situation ebenso eine grundlegende Änderung der Projektkooperationen bedeutete. Für die Zusammenarbeit und die Arbeit an den anvisierten Produkten mussten neue Wege erschlossen werden.
Mit mittlerweile fünf Projektmanager*innen und einer anteiligen Sekretariatsstelle, die DARE beim AdB mitfinanziert und die die verschiedenen Kooperationen von DARE europaweit betreuen, ist dem Netzwerk als NGO eine gestiegene Verantwortung zugekommen. Dies bestätigt die Richtungsentscheidungen des DARE-Vorstands, Grundlagen für eine Professionalisierung der Netzwerksstruktur zu schaffen. Freilich bleibt der Weg eine Herausforderung, da das DARE-Netzwerk keine institutionelle Förderung erhält, sondern auf strategische Projektentwicklung und Einbettung in Projekthorizonte angewiesen ist.
Die Professionalisierungsleistung umfasste in einem ersten Schritt den Beitritt zu VSDC, eines Belgischen NGO-Vereins, der NGOs in rechtlichen und finanziellen Fragen direkt unterstützt. Es umfasste das Aufsetzen einer neuen Buchhaltung, welche in 2021 mit einer neuen Buchhaltungssoftware unterstützt wird, sowie die Klärung diverser Versicherungsfragen, die der NGO ermöglicht, nach belgischem Recht Anstellungsverträge und Projekte selbst zu managen.
Neben diesen eher unsichtbaren Tätigkeiten, hat DARE einiges für die Sichtbarkeit getan: Ein neues Logo setzt den Anspruch an transparente und zugängliche Arbeit konsequent um. Zudem wurde mit insgesamt neun Fachpublikationen ein deutliches Zeichen für die vielfältige Expertise, die sich in DARE versammelt, gesetzt. Die Advocacy-Arbeit als Mitglied und im Verbund mit der Lifelong Learning Platform und Civil Society Europe schlug sich bspw. in neuen Schwerpunktsetzungen der neuen europäischen Förderprogramme im Bildungs-, Jugend- und Grundwertebereich, aber auch in vielfachen konkreten Aktivitäten und Veranstaltungen im Rahmen der LLL Week, des NECE-Campus und der Kooperationen mit weiteren Partnern nieder.
Projekte? Projekte!
Der Motor für die Umsetzung sind Projekte: Über Projekte werden die Mitglieder eingebunden und unterstützt, wird eine gemeinsame Fachexpertise entwickelt und fachlicher Austausch bewerkstelligt. Sie bilden den Kern der Kooperation und Weiterentwicklung des Netzwerks, setzen aber zugleich die Grundlage für die evidenzbasierte Advocacy und Vertretungsarbeit auf der politischen Ebene. Über das bereits beschrieben Projekt DIGIT-AL ist die Arbeit des AdB mit DARE eng verzahnt, da mithilfe von DIGIT-AL die administrative Arbeit und die Policy-Ebene des Netzwerks eng verknüpft sind.
Unsung Heroes Dialogues Projekt
Das von der Europäischen Kommission im Programm "Europe for Citizens" geförderte Projekt "Unsung Heroes Dialogues", startete im April 2020 und wurde koordiniert von Culture goes Europe e. V. als Partnerschaft mit dem DARE-Netzwerk und sechs weiteren Organisationen der Zivilgesellschaft. Das Ziel des Projekts ist die Stärkung der Zivilgesellschaft durch Sichtbarmachen der Arbeit zivilgesellschaftlicher Organisationen sowie ein awareness raising für die Arbeitsrechte der in diesen Bereichen Tätigen. Unsung Heroes konzentriert sich darauf, erstens die Aufmerksamkeit auf die wirtschaftlich instabile Position derjenigen zu erhöhen, die in kleinen NGOs arbeiten; zweitens Beschäftigte in der Zivilgesellschaft zu befähigen, für ihre Rechte durch kollektives Handeln einzutreten, indem ein lokales und internationales Netzwerk von kleinen NGOs innerhalb Europas geschaffen und ein Dialog mit politischen Entscheidungsträgern aufgebaut wird; und drittens, das Bewusstsein für die Bedeutung der Zivilgesellschaft durch eine internationale Kampagne zu erhöhen, um die europäischen Werte und die Bedeutung der zivilgesellschaftlichen politischen Bildung einer breiteren Öffentlichkeit zu vermitteln.
Im Rahmen des Projekts, das noch bis Oktober 2021 läuft, wurde eine Umfrage durchgeführt, um Daten über die Arbeitssituation von Beschäftigten der Zivilgesellschaft in der EU zu sammeln. Generell mangelt es an Daten und Informationen über zivilgesellschaftliche Arbeitnehmer*innen und Organisationen in europäischen und nationalen Mitgliedsinstitutionen. Vorläufige Ergebnisse dieser Umfrage wurden auf der Autumn School des Projekts in Erfurt präsentiert, die junge Aktivist*innen der Zivilgesellschaft zusammenbrachte, mit dem Ziel, den Wert der Zivilgesellschaft durch die Entwicklung von Werbekampagnen durch die Teilnehmer*innen zu fördern. Eine einzigartige Erfahrung war, dass die Autumn School als hybride Veranstaltung durchgeführt wurde, bei gleichzeitig sich verschärfenden Corona-Regeln, bei der einige Teilnehmende persönlich in getrennten Räumen und andere über Online-Plattformen teilnahmen. Auch in der Bildungseinrichtung konnten die vor Ort getrennten Teilnehmergruppen nur digital kommunizieren.
Im Jahr 2021 plant das Projekt, die Analyse der Umfragedaten abzuschließen und Interviews mit zivilgesellschaftlichen Expert*innen auf nationaler und internationaler Ebene durchzuführen, um die in der Umfragephase gesammelten statistischen Daten zu ergänzen. Darüber hinaus sind 46 Veranstaltungen (42 lokale und 4 internationale) geplant, um das Bewusstsein für diese wichtige Frage zu schärfen und lokale und internationale Gemeinschaften herauszufordern, die Organisation der Zivilgesellschaft zu überdenken und politische Empfehlungen zu diesem Zweck zu entwickeln.
DEMOGAMES – Gamification and game based analogue and digital democracy learning
In der von Erasmus+ geförderten Strategischen Partnerschaft DEMOGAMES (koordiniert von GIGA Hamburg und demokrative.ch) konnten 2020 erste Prototypen für spielbasierter Demokratiebildungsbausteine für die offline und online Anwendung fertiggestellt und erprobt werden. 2021 steht die Programmierung diverser onlinebasierter Module an, die auf digitalisierte Anwendungen abzielen.
EntreComp 360
Entrepreneurship Competences beschreiben im zivilgesellschaftlichen Kontext sachverwandt Fragen von Engagement, Kreativität, Initiative, Innovation, Partizipation und haben eine gewisse Schnittmenge mit zivilgesellschaftlichen Kompetenzmodellen, an denen sich bspw. das Feld der europäischen Jugendbildung orientiert. Im von der Universität Reykiavik koordinierten EntreComp 360-Projekt ist die Rolle von DARE, den eher aus dem Feld der Beschäftigungsfähigkeit entwickelten Rahmen auf Anwendungsbeispiele und Anknüpfungspunkte im Jugendbildungsbereich rückzubinden. Im Rahmen der Arbeit von DARE werden hierzu Reader erarbeitet, die sich beispielhaft den Feldern Youth Work and Non Formal Learning, Women Entrepreneurship und Assessment – Validation – Recognition widmen.
Kompetenzen, Kompetenzrahmen und Modelle sind für Anliegen von Bildungs- und Jugendarbeit in den letzten Jahren (nicht nur) in der europäischen Fachdebatte eine wichtige Orientierungsgrundlage geworden. Das DARE-Netzwerk ist sich der Herausforderung und der Problematik, die die Festlegungen der Kompetenzmodelle mit sich bringen, bzw. auch der durch sie vorgenommenen Einengung einer an Kontingenz orientierten politischen Bildung bewusst. Die Arbeit mit den Modellen verhilft uns jedoch gerade im europäischen Diskurs (verschiedenste Bildungsstrukturen, Ansätze und Lagen von Organisationen politischer Bildung, Ungleichzeitigkeiten), Grundlagen für gemeinsame Diskussionen und einen vertieften Diskurs über Praxis zu finden. Zudem müssen wir in der Arbeit des Netzwerks anerkennen, dass die Debatte in Richtung Curricularisierung, Kompetenzorientierung einer kritischen Stimme und Evidenz gerade der außerschulischen politischen Bildung bedarf.
NECE Focus-Group Reference Framework on Competences for Democratic Culture in the non-formal educational field
Das von der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb im Rahmen von NECE geförderte Projekt einer Praxisevaluierung des Council of Europe Reference Framework on Competences for Democratic Culture (RFCDC) wurde 2020 abgeschlossen. Koordiniert von Zentrum Polis (AT) und dem DARE-Netzwerk, konnte eine wertvolle Praxisstudie zu Anwendungshorizonten des RFCDC im Kontext non-formaler Jugend- und Erwachsenenbildung abgeschlossen werden. Die verschiedenen Pilotworkshops – in Deutschland von der Evangelischen Trägergruppe für gesellschaftspolitische Jugendbildung, dem AdB und der Schwarzkopf Initiative Junge Europa durchgeführt – haben im Resultat auf Ebene der Bildungsarbeit des Europarats für ein verstärktes Verständnis für die Logik und Ansätze non-formaler Bildung gesorgt und bilden dort Anknüpfungspunkt für weitere Aktivitäten.