“Demokratie
braucht
politische Bildung”

Die Aktualität und Weiterentwicklung politischer Erwachsenenbildung im Fokus

Die Mitglieder der AdB-Kommission Erwachsenenbildung
Foto: AdB
25.03. 2022

Die AdB-Fachkommission Erwachsenenbildung stellt sich aktuellen Herausforderungen

Am 23. und 24. März 2022 trafen sich die Mitglieder der AdB-Fachkommission Erwachsenenbildung zu einer Sitzung im Online-Format. Zwei inhaltliche Schwerpunkte standen auf dem Programm: die Ergebnisse und Erkenntnisse des Projekts „Polyphon! Diversität in der politischen Bildung stärken“ sowie – als erster Anstoß – das Thema „Politische Bildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung“. In allen Gesprächen der Kommissionsmitglieder waren darüber hinaus die Folgen des Krieges in der Ukraine sehr präsent und die Frage, wie politische Bildung und die Einrichtungen darauf reagieren können.

 

Die erste Austauschrunde stellte aber die Veränderungen, die in den letzten zwei Jahren mit Blick auf die Formate und auf Marketingstrategien beobachtet werden konnten, in den Mittelpunkt. Es wurde deutlich, dass die Corona-Pandemie trotz aller Krisen und Herausforderungen auch viele positive Entwicklungen beschleunigt hat: Neue Ideen sind entstanden und haben sich als gewinnbringend herausgestellt.

 

Alle Einrichtungen sind froh, wieder zu Präsenz-Veranstaltungen zurückkehren zu können, was vor allem bei Einrichtungen, die Gedenkstättenfahrten und längere Bildungsurlaube anbieten, essentiell ist. „Wir machen das, was wir können und das sind Präsenzveranstaltungen. Das ist unsere Stärke“, so die Rückmeldung vor allem der Kolleg*innen mit Tagungshäusern und Übernachtungsbetrieb. Die Menschen wollen sich treffen und gemeinsame Zeit erleben.

 

Dennoch werden auch in Zukunft hybride oder Online-Formate beibehalten, insbesondere im internationalen Bereich. Mit digitalen Formaten konnten neue Zielgruppen erschlossen werden, Referent*innen sind mitunter leichter zu bekommen, wenn sie online dazu geschaltet werden. Der Reiseaufwand kann geringer gehalten und CO2 eingespart werden.

 

Die technische Ausstattung hat sich deutlich verbessert, sodass die anfänglichen Schwierigkeiten mittlerweile auch ausgeräumt sind.

 

Das Thema Marketingstrategien wird die Kommission bei ihrer Herbst-Tagung noch einmal intensiver beschäftigen. Es konnten aber schon einige Beobachtungen gesammelt werden, die deutlich machen, dass der kollegiale Austausch zu konkreten Ideen und Erfahrungen erwünscht und wichtig ist. Haben einige Einrichtungen ihre Social Media-Aktivitäten bestärkt und eine entsprechende Kommunikationsstrategie entwickelt, Erklärvideos erstellt und an der Barrierefreiheit der Websites gearbeitet, setzen andere eher noch auf die klassischen Methoden, wie Jahresprogramm, Flyer und die Nutzung bekannter Veranstaltungsportale. Aber der Bildungsalltag zeigt mehr Dynamik und die Frequenz der Veröffentlichung neuer Bildungsangebote ist gestiegen. Darauf muss reagiert werden.

 

Wie können wir Menschen erreichen, die wir bisher nicht erreicht haben? Was treibt unsere Zielgruppen um? Wie können niedrigschwellige Angebote attraktiv beworben werden? Wie könnte eine gute Kampagne aussehen? Welche guten Erfahrungen wurden gemacht? Diese und weitere Fragen werden die Kommission bei ihrer nächsten Sitzung beschäftigen.

 

Die Kommission hat das AdB-Projekt „Polyphon! Diversität in der politischen Bildung stärken“ in den letzten beiden Jahren besonders begleitet. Daher war es spannend, von der Projektleiterin Narmada Saraswati von den (Zwischen-)Ergebnissen des Projektes zu hören und gemeinsam zu überlegen, wie die Themen, Ideen und Zugänge verstetigt und weiterentwickelt und das Gespräch fortgeführt werden kann.

 

Das Projekt ist sehr wichtig für den Verband. Viele der im Projekt gelegten Pfade müssen nun für die Strukturen nutzbar gemacht werden. Neben der Veränderung von Strukturen muss aber auch über die Bildungsarbeit gesprochen werden. Die Fachtagung „Polyphonic encounters. Politische Bildung in einer pluralen Gesellschaft weiterentwickeln“, die im Rahmen des Projekts am 2. Juni 2022 in der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin durchgeführt wird, sowie die AdB-Fachtagung zum Jahresthema 2022 „Rassismuskritisch denken lernen. Diversität in Gesellschaft und Demokratie in und mit politischer Bildung stärken“, die am 5. und 6. September 2022 im Dietrich-Bonhoeffer-Haus in Berlin stattfinden wird, greifen das auf.

 

Das Projekt hat bei den Kommissionsmitgliedern viel bewegt und für das Thema Rassismuskritik sensibilisiert. Die Reflexion über das eigene Team in den Bildungseinrichtungen hat begonnen: Wie sind wir als Team aufgestellt und wie wollen wir zukünftig aufgestellt sein? Bewusste Strategien, um das pädagogische Team zu diversifizieren, sind bisher aber noch selten. Die Erfahrungen mit dem Thema Rassismuskritik in den Seminaren sind sehr unterschiedlich. Deutlich wurde: Die Weiterarbeit an pädagogischen Konzepten steht noch aus. Ein weiterer Erfahrungsaustausch dazu ist wichtig und steht nach wie vor auf der Tagesordnung. Als hilfreich für ganz praktische Anregungen wird die Plattform politischbilden.de genannt.

 

Der zweite Themenschwerpunkt „Politische Bildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung“ wurde mit einem Input von Oliver Krauß, Karl-Arnold-Stiftung, eingeführt. Er gab einen historischen Abriss zur Entstehung des Konzept Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) und benannte die wichtigsten inhaltlichen Aspekte. Ziel war es, das Verhältnis von BNE und politischer Bildung zu klären und zu überlegen, wie die Kommission das Thema weiter bearbeiten kann. Die Karl-Arnold-Stiftung selbst orientiert sich mit ihrem Qualitätsmanagementsystem (vom Gütesiegelverbund Weiterbildung zertifiziert) an dem Nationalen Aktionsplan und an der NRW-Leitlinie BNE. Es wurde eine BNE-Strategie verfasst, ein Vorstandsbeschluss ist erfolgt, Mitarbeiterschulungen wurden durchgeführt und mehrere Arbeitsgruppen nehmen die unterschiedlichen Bereiche unter die Lupe.

 

Auch andere Einrichtungen sind in diesen Prozess eingestiegen. Es wird vereinbart, dass das Thema weiterhin auf der Tagesordnung bleibt, dass ein Austausch über Erfahrungen bei der Zertifizierung erfolgt, über Formate und neue Ideen.

 

Die Rückmeldungen zur Sitzung waren sehr positiv: Die inhaltlichen Inputs und Diskussionen waren sehr ergiebig und der kollegiale Austausch wird als sehr wichtig und gewinnbringend empfunden.