“Demokratie
braucht
politische Bildung”

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Erst die Arbeit und dann…

21.03. 2014

Zentrale Arbeitstagung der Jugendbildungsreferenten

Arbeit als Thema in der politischen Bildung stand im Mittelpunkt der diesjährigen Zentralen Arbeitstagung im Programm Politische Jugendbildung im AdB, die vom 10. bis 14. März 2014 im Europahaus Aurich stattfand. Der von der Projektgruppe „Arbeitsweltbezogene politische Bildung“ vorbereitete Schwerpunkt befasste sich mit der Mehrdimensionalität von Arbeit: der persönlichen Arbeits- und Erwerbssituation der Jugendbildungsreferentinnen und -referenten, der gesellschaftlichen Dimension und Bedeutung von Erwerbsarbeit und der Partizipation und Mitbestimmung in Bildungsstätten und anderen Betrieben.

Zum Einstieg wählten die Jugendbildungsreferentinnen und -referenten anhand vorgegebener Kriterien drei persönliche Prioritäten für gute Arbeit aus und diskutierten ihre Auswahl in Kleingruppen. Der Katalog reichte von Arbeitsort und Arbeitszeit über Partizipation bis hin zu Verantwortung, Selbstverwirklichung, Arbeitsorganisation und gesellschaftlichem Nutzen.

Für eine intensive inhaltliche Auseinandersetzung sorgte die Bearbeitung der „4 in einem-Perspektive“ der Sozialwissenschaftlerin und Philosophin Frigga Haug, die sich intensiv mit der Beziehung von Arbeit und gesellschaftlichem Leben befasst hat. Ihre vier durchaus strittigen Kategorien: Erwerbsarbeit, Reproduktion, politische Arbeit und individuelle Entwicklung, die jeweils gleich viel Zeit im Alltag von Menschen einnehmen sollen, boten eine gute Grundlage für die Diskussion. Die Teilnehmenden sprachen sich für die Einbeziehung dieses Modells in die politische Bildungsarbeit mit jungen Erwachsenen und Auszubildenden aus, um als These den Stellenwert von Arbeit als einen von vier gleichberechtigten Bestandteilen des Tagesablaufs zu problematisieren.

Dass die Gestaltung und der Stellenwert von Arbeit ein Thema der politischen Bildung sein muss, wurde während der Abschlussdiskussion deutlich. Es gilt noch immer die Definition der Arbeitsgesellschaft in Deutschland und der Einstieg ins Arbeitsleben ist für junge Menschen ein prägender und mitunter nicht einfacher Schritt. Die politische Jugendbildung muss diese Situation aufgreifen und in Seminaren die persönliche Rolle in der Arbeitswelt zum Thema machen.

Ein Gespräch mit Vertretern des VW-Betriebsrates in Emden und eine Besichtigung des Produktionsbetriebes diente der vertieften Information und der Reflexion des Themas. Die Betriebsräte verdeutlichten anhand betriebsinterner Beispiele die wichtige Funktion der Mitbestimmung von Arbeitnehmern in Betrieben. Die politische Bildungsarbeit mit Auszubildenden erfüllt für VW und den Betriebsrat eine wichtige gesellschaftspolitische Aufgabe, für die der Betrieb finanzielle Mittel und Arbeitszeit zur Verfügung stellt.

Die anschließende Werksbesichtigung präsentierte den Jugendbildungsreferentinnen und -referenten eine andere Form organisierter Arbeitsprozesse, die von Taktzeiten und vorgegebenen Produktionszahlen geprägt ist, aber auch von Teamarbeit und Qualitätsmanagement. Der Einblick in die Welt der Autoproduktion war für viele neu und führte in der Nachbereitung zu kritischen Betrachtung der eigenen Arbeitsorganisation und zur Neubewertung der Rolle von Betriebsräten in Bildungsstätten.

Darüber hinaus berieten die die vier Projektgruppen ihre Vorhaben für das laufende Jahr und tauschten sich über die Bildungsarbeit in ihren Einrichtungen aus.

Foto: © AdB