“Demokratie
braucht
politische Bildung”

Inklusion kind- und jugendgerecht gestalten

Das Haus der Jugendhilfe und Jugendarbeit lädt zur digitalen Fachveranstaltung zum Thema Inklusion
Foto: HdJ
25.10. 2022

Haus der Jugendarbeit und Jugendhilfe (HdJ) lädt zur digitalen Fachveranstaltung

Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten e. V. hat zusammen mit den anderen zentralen Organisationen im Haus der Jugendarbeit und Jugendhilfe e. V. (HdJ)  am 20. Oktober 2022 zu seiner jährlichen jugendpolitischen Fachveranstaltung eingeladen. Schwerpunkt war das Thema Inklusion. Inklusion ist seit Jahren Anspruch in der Jugendhilfe und Jugendarbeit. Die Organisationen und Einrichtungen im Arbeitsfeld haben viele Anstrengungen unternommen, inklusiver zu werden, haben aber dennoch einen weiten Weg vor sich.

 

Um Inklusion zu erreichen, so Mike Corsa, Vorsitzender des HdJ, am Beginn der Veranstaltung, müssten sich Institutionen verändern. Es gehe nicht um die Ein- und Anpassung von Zielgruppen in die Angebote der Kinder- und Jugendhilfe, sondern um einen grundlegenden Umbau aller Angebote und der Schaffung von Barrierefreiheit im weitesten Sinne.

 

Nach einem Impulsvortrag „Inklusion kind- und jugendgerecht gestalten: leicht gesagt, und nun?“ von Dr. Thomas Meysen, SOCLES, schauten die im HdJ zusammengeschlossenen Organisationen in vier Session aus unterschiedlichen Perspektiven auf das Thema und formulieren Bedarfe und Ansprüche eines weiten Inklusionsverständnisses, dass alle Vielfaltsdimensionen mit einbezieht.

 

Der Workshop des AdB „Inklusive Formate für eine politische Bildung für alle“ stellte Gelingensbedingungen sowie Herausforderungen und Stolpersteine für eine inklusive Praxis politischer Bildung vor. Andrea Keller, langjährige freiberufliche Mitarbeiterin im ABC Bildungs- und Tagungszentrum in Hüll hat mehrere inklusive Projekte vom ersten Antragsgedanken über die Umsetzung bis hin zum letzten Sachbericht begleitet und konnte daher die Teilnehmer*innen an ihrem reichen Erfahrungsschatz teilhaben lassen. Weitere Kolleg*innen aus AdB-Mitgliedseinrichtungen berichteten aus anderen Praxiskontexten, z. B. der internationalen Begegnungsarbeit.

 

Inklusion in der politischen Bildung ist dann gelungen, wenn alle Menschen ungeachtet ihrer möglichen Beeinträchtigung, ihrer Herkunft, ihres Geschlechts oder ihres Alters gleichberechtigt und selbstbestimmt an Bildungsangeboten teilhaben können. Dies bedarf eines grundlegenden Umdenkens in der politischen Bildung: Die Räume (Einrichtungen, Konzepte, Methoden etc.) politischer Bildung müssen von vorn herein barrierefrei gedacht werden. Dahin ist noch ein weiter Weg zu gehen. Hilfreich sind dabei der Austausch der politischen Bildner*innen untereinander, aber vor allem auch die Zusammenarbeit mit Behindertenverbänden und Initiativen, die sich aktiv für eine inklusive Gesellschaft einsetzen.

 

Die Workshop-Teilnehmer*innen forderten als Unterstützung eine größere Offenheit bei der Förderung inklusiver Formate, eine höhere Flexibilität und Anerkennung von inklusiven Begegnungen, auch wenn die Ergebnisse und Erfolge nicht leicht messbar sind. Dafür ist es notwendig, dass Fördergeber*innen wahrnehmen, was die Träger politischer Bildung leisten und anbieten.

 

Das Thema dieser Veranstaltung schließt unmittelbar an den Schwerpunkt der aktuellen Ausgabe der „Außerschulischen Bildung“ (3/2022) mit dem Schwerpunkt „Fortschritt Inklusion“ an. Aber auch die im AdB diskutierten Anliegen einer diskriminierungskritischen politischen Bildung stehen in engem Zusammenhang mit dem Thema Inklusion.

 

Zum Abschluss der Tagung versammelten sich Vertreter*innen aus den Vorständen der Organisationen und Bettina Bundszus, Leiterin der Abteilung Kinder und Jugend im BMFSFJ, im virtuellen Raum, um – moderiert von Angela Smaessert (AGJ) – die Frage zu beantworten, was jetzt politisch passieren muss, um weiter Inklusion voranzubringen. Inklusion wird immer stärker zum politischen Anspruch – sei es durch die Wegmarken des Koalitionsvertrags hin zu einer inklusiven Gesellschaft oder durch das im Juni 2021 in Kraft getretene Kinder- und Jugendstärkungsgesetz (KJSG) und das damit verbundene Ziel, ein wirksameres und inklusiveres Kinder- und Jugendhilferecht zu etablieren. Damit konnte ein wichtiger Prozess angestoßen werden. Dennoch müssen alle Bereiche der Kinder- und Jugendhilfe klären, „ob mit Inklusion ‚nur‘ die Neuausrichtung der Angebote auf die uneingeschränkte Teilhabe von jungen Menschen mit Behinderungen erreicht werden soll – oder ob der Auftrag, sich politisch für die ‚radikale‘ Inklusion und damit einen gesellschaftlichen Umbruch einzusetzen, mitinitiiert ist.“ (Gunda Voigts in der AB 3/2022).

 

Das Haus der Jugendarbeit und Jugendhilfe e. V. (HdJ) ist seit 20 Jahren der zentrale Standort und die Heimat für wichtige bundeszentrale Organisationen der Kinder- und Jugendhilfe. Hierzu gehören:

  • Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ
  • Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten (AdB)
  • Bundesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz (BAJ)
  • Deutsche Bundesjugendring (DBJR)

Die Spitzenverbände sind wichtige Ansprechpartner des BMFSFJ, der Bundesregierung, für den Deutschen Bundestag und ein starker Ausdruck einer vielfältigen und lebendigen Zivilgesellschaft.