Ca. 1/4 der Maßnahmen in der internationalen Jugendarbeit konnte bereits vor Beginn des Lockdowns durchgeführt werden, sodass die eigentliche Herausforderung für die Träger wie die Zentralstelle war, durch den sich ständig ändernden Pandemieverlauf Gelegenheitsfenster des physischen Austauschs zu identifizieren, Hygienemaßnahmen einzuhalten und Testungen durchzuführen. Zudem bestand eine wesentliche Herausforderung in der gemeinsamen Erkundung alternativer Maßnahmenkonzepte, sei es rein digitaler oder auch hybrider Begegnungsformate.
Gleich zu Beginn des ersten Lockdowns hat die internationale Abteilung im AdB eine ständig aktuell gehaltene Ressourcenliste zusammengestellt, in die Inhalte von online-lernen, Tools, Fragen zu Datenschutz laufend eingestellt wurden, und die den AdB-Mitgliedern zur Verfügung stand.
Auf Initiative der Kommissionen Jugendbildung und Europäische/Internationale Bildungsarbeit wurde am 6. Juni 2021 ein gemeinsamer, selbstorganisierter Online-Fachworkshop "Digitale Bildungspraxis" aufgesetzt, der neben Erfahrungsaustausch den interessierten Teilnehmenden v. a. Erstkontakte mit Grundfragen non-formaler digitaler Praxis ermöglichen sollte. 65 Teilnehmende aus den AdB-Einrichtungen und weiteren Kooperationszusammenhängen nutzten die Gelegenheit für einen "Austausch ohne Hype" zum Thema digitale Bildungspraxis. Neuland war es gewissermaßen, haben wir doch im Verbandskontext bislang eher digitale Beratungswochen und digitale Kurzformate durchgeführt, größere Veranstaltungen jedoch gescheut.
Ziel war zum einen, über die konkrete Nutzung verschiedener Tools und Plattformen eine Idee von und einen Austausch über Nutzen und Grenzen non-formaler Bildungsansätze im Spannungsfeld zwischen analoger und digitaler Bildung, Inklusion, emotionalen Zugängen, Bindungsarbeit, Datenschutz & Privacy zu bewerkstelligen. Klar wurde: Corona pflügt neben der Struktur außerschulischer Bildung auch Bildungsansätze und erprobte und liebgewonnene Praxis tiefgreifend durch. Welchen Fragen müssen wir uns stellen, was wollen wir bewahren, liegt das Ziel in neuen Anwendungen und Formaten? Sind die Herausforderungen neu oder bekannt in neuem Gewand? Viele Fragen und Herausforderungen, zu denen – erwartbar – ein großer Bedarf an Austausch und Diskussion besteht, aber auch Anregungen und ein Stand der Dinge in der und für die Praxis.
Es ist beeindruckend, dass sich aus allen Arbeitsfeldern politischer Bildung im AdB Pädagog*innen beteiligt haben und wir sind dankbar für die Geduld der Teilnehmenden, sich selbst einer teilweise disruptiven Praxis des ganztägigen Workshops zu stellen: Verschiedenen Plattformen zu nutzen bedeutete auch, Technikprobleme in Kauf zu nehmen und gegebenenfalls mit dem falschen (digitalen) Schlüssel vor dem verkehrten Seminarraum zu stehen.
Die Mühen des Tages haben sich gelohnt: Wir haben viel Interesse und den Willen, die Praxis zu gestalten, festgestellt. Das ist ermutigend. Auch konnten wir durch den Workshop Verbesserungspotenzial für digitale Formate, die wir im AdB weiterhin durchführen möchten, identifizieren. Als besondere Zugabe gab es neben verschiedenen Diskussions- und Austauschrunden und interaktiven Formaten zu Fragen von Konzeption, Inklusion, Datenschutz, digital-analogen Mixformaten auch die Challenge in Kleigruppen online Escape Rooms zu durchwandern – um eben selbst die Potenziale von Bildungsarbeit im Digitalen zu erleben.
In gewisser Weise stellte der Workshop selbst einen Escape Room dar, bei dem man auch nie genau weiß, was einen hinter der nächsten Tür erwartet. Die meisten haben die Herausforderung angenommen und bewältigt.
Machten 2019 die bilateralen Projekte noch 50 % der gesamten Maßnahmen aus – die restlichen 50 % wurden im Rahmen der Längerfristigen Förderung ermöglicht – erkennt man für 2020 anhand der Statistik (vgl. Abbildung 3) eine deutliche Veränderung. Der Hauptanteil der durchgeführten Maßnahmen fällt mit 70 % auf die Längerfristige Förderung, die restlichen 30 % teilen sich der deutsch-israelische, deutsch-tschechische sowie der deutsch-griechische Bereich.