Hintergrund zum Projektnamen und den Zielen
Der Projektname Polyphon! bedeutet nicht nur Vielstimmigkeit, sondern in Anlehnung an den Literaturwissenschaftler Michail Bachtin auch, dass die (Roman-)Geschichte nicht von einem dominanten Erzähler geprägt ist, sondern gerade durch einen Dialog verschiedener Stimmen und Perspektiven entsteht. Polyphon! steht damit auch symbolhaft für die Projektausrichtung und das Ziel des AdB: Der Verband möchte in Bezug auf migrantische und nicht-weiße Organisationen und Akteure vielfältiger werden und zur Stärkung einer heterogeneren Bildungslandschaft beitragen. Wie in vielen gesellschaftlichen Bereichen gibt es nicht nur im Verband, sondern in der politischen Bildung insgesamt ein Repräsentationsdefizit, was z. B. politische Bildner*innen of Color oder die Förderung von migrantischen und nicht-weißen Bildungsorganisationen betrifft. Für den AdB ist die Auseinandersetzung mit Diversifizierungsstrategien – und das gerade nicht nur in Bezug auf Zielgruppen – letztendlich auch eine Antwort auf Teilhabegerechtigkeit und eine Demokratisierung der Strukturen politischer Bildung.
Der Blick auf Strukturen: Rassismuskritik als ein Querschnittsthema für den AdB
Trotz der COVID-19-Pandemie kam das Projekt mit vielen neuen Perspektiven, Themen und zahlreichen Aktivitäten durch das Jahr 2020. Im Februar und Oktober fanden die beiden Sitzungen des fachlich sehr versierten Projektbeirates statt. So sind bspw. neben Vertreter*innen aus dem AdB und (post-)migrantischen Organisationen wie der Türkischen Gemeinde e. V. und den neuen deutschen organisationen e. V. auch namhafte Wissenschaftler*innen wie Prof. Dr. Karim Fereidooni und Prof. Dr. María do Mar Castro Varela Mitglieder des Beitrats. Seitens der bpb konnte Peggy Piesche, Referentin für Diversität, Intersektionalität und Dekolonialität, gewonnen werden.
Die Mitglieder des Beirats wiesen darauf hin, dass eine Diversifizierung und ein Transformationsprozess immer bei der Reflexion der eigenen Strukturen und Haltungen beginnt. Zentral ist neben einem Veränderungswunsch die Auseinandersetzung mit Rassismuskritik. Die diesbezüglich homogene Struktur des Verbandes sei auch eng verknüpft mit fehlenden Perspektiven und Repräsentationen von Menschen mit Rassismuserfahrung im Verband und in den Mitgliedseinrichtungen. Dies führe wiederum dazu, dass migrantische und nicht-weiße Akteure, die in der politischen Bildung tätig sind, sich wenig vom Verband angesprochen und vertreten fühlen.