“Demokratie
braucht
politische Bildung”

Politisch handeln und bilden

Die Akademie für Kinder- und Jugendparlamente
AdB-Projekte in Bundesprogrammen

Die Akademie für Kinder- und Jugendparlamente verfolgt mit ihren Standorten in jedem Bundesland das Ziel, Kinder- und Jugendparlamente durch Angebote der politischen Bildung zu stärken. Sie vermittelt mit ihren Angeboten einerseits die nötigen Fähigkeiten zur wirksamen Interessenvertretung und vertieft andererseits durch die Reflexion der politischen Praxis das Interesse an politischen Fragen und Zusammenhängen. Neben Kindern und Jugendlichen gehören auch die begleitenden Fachkräfte und Menschen aus Politik und Verwaltung zu den Zielgruppen der Akademie.

Junge Menschen aus Kinder- und Jugendparlamenten kamen unter anderem bei der deutsch-polnischen Veranstaltung „Parlament der Parlamente“ zusammen. Foto: Nikolai Schmidt

Die Akademie für Kinder- und Jugendparlamente ermöglicht Räume für politische Bildung, in denen Demokratie nicht nur theoretisch vermittelt, sondern direkt erlebbar und positiv erfahren wird. Um auf den jeweiligen Bedarf vor Ort und die landesspezifischen Regelungen gut eingehen zu können, wurden in jedem Bundesland Akademiestandorte etabliert, von denen aus passgenaue Angebote entwickelt und umgesetzt werden. Wie das in 2022 gelungen ist, zeigen die folgenden Schlaglichter aus der Arbeit der Akademiestandorte.

 

Aktivitäten in den Akademiestandorten

 

Insgesamt haben sich alle Standorte gut in den Bundesländern etabliert und sich mit den bestehenden Landesstrukturen vernetzt. Sie stehen in engem Austausch mit den Fach- und Servicestellen Kinder- und Jugendbeteiligung bzw. anderen zuständigen Stellen. Entscheidend für die Akzeptanz und gute Zusammenarbeit war und ist, dass die Akademieangebote auf die spezifischen Bedarfe eingehen und somit Landesprogramme ergänzen anstatt Parallelstrukturen aufzubauen. Trotz der Einschränkungen durch Corona im ersten Quartal konnten 2022 diverse Maßnahmen mit unterschiedlichen Zielgruppen durchgeführt werden.[1]

 

 

„Und dann glaube ich, ist es sehr, sehr wichtig, dass es nicht nur um Austausch geht, sondern auch um Input, der gegeben wird, dass die Jugendlichen auch der Meinung sind, dass sie eben mehr dazulernen können. Und das gegebenenfalls durch Workshops oder Seminare, die gegeben werden.“ (Lea, Teilnehmerin)

 

 

Akademiestandort Baden-Württemberg – Internationales Forum Burg Liebenzell

Mit acht Veranstaltungen – fünf Seminare für engagierte Jugendliche aus einem aktiven Jugendgemeinderat bzw. Jugendrat, ein offenes Seminar für interessierte Jugendliche, ein Barcamp für Jugendliche und Fachkräfte sowie ein offenes Seminar für engagierte Jugendliche aus der Region Bodensee – konnten unterschiedliche Zielgruppen mit passgenauen Angeboten erreicht werden. Zudem wurde eine Kooperation mit der Hochschule Kehl, Studiengang Public Management, gestartet, um junge Menschen anzusprechen, die sich in der Ausbildung für eine Verwaltungslaufbahn befinden. Im Mittelpunkt stand hier die Sensibilisierung für den Mehrwert von Jugendbeteiligung.

 

Akademiestandort Bayern – Institut für Jugendarbeit in Gauting

In mehreren Seminaren für Jugendräte sowie mit zwei Vernetzungstreffen für Jugendliche aus den bayerischen Jugendvertretungen, konnten die Teilnehmer*innen für ihre Arbeit qualifiziert werden. Fachkräfte wurden in einem digitalen Seminar sowie einem Fachtag mit dem Titel „Partizipation, wie geht das?“ erreicht. Neben diesen Veranstaltungen konnten die Ideen und Anliegen der Akademie durch eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit und Vortragstätigkeit bei anderen Veranstaltungen bekannter gemacht werden. Die Akademie begleitete zudem den Gründungsprozess des Dachverbands der bayerischen Jugendvertretungen.

 

Akademiestandort Berlin – Servicestelle Jugendbeteiligung e. V. in Kooperation mit der Drehscheibe Kinder- und Jugendpolitik Berlin bei der Stiftung SPI und der Stiftung wannseeFORUM

Der Schwerpunkt lag auf dem Austausch mit den zwölf Bezirken und den jeweils zuständigen Fachkräften. Die Akademie ist dabei zu einem direkten Ansprechpartner für Qualifikationsmaßnahmen und Kooperationen geworden. Highlights des Jahresprogramms waren u. a. das aus drei Modulen bestehende „Tool-Box”-Seminar zu inklusivem und gut moderiertem Jugendengagement, ein produktives Fachkräftetreffen und mehrere kleine thematische Angebote, etwa zu Argumentation und Verhandlung, zu Kinderrechten oder zu kommunalen Beteiligungsmöglichkeiten.

 

Akademiestandort Brandenburg – Stiftung Begegnungsstätte Gollwitz in Kooperation mit dem Kompetenzzentrum Kinder- und Jugendbeteiligung (KiJuBB)

In Brandenburg stand eine Qualifizierungsreihe mit sechs Modulen (online und in Präsenz) auf dem Programm, um Begleitstrukturen von Kinder- und Jugendgremien fortzubilden. Zudem wurden drei Qualifizierungsangebote für junge Menschen realisiert, die noch nicht aktives Mitglied von Kinder- und Jugendgremien sind. Ein großes Vernetzungstreffen der Brandenburger Kinder- und Jugendgremien und die dort vorgenommene Gründung des Brandenburger Dachverbands waren Höhepunkte, bereichert durch eine „Fish Bowl“ mit Britta Ernst (MBJS) und Katrin Krumrey (Kinder- und Jugendbeauftragte des Landes).

 

[1] Die hinterlegten Links führen auf die Seiten der Standorte unter https://kijupa.adb.de, auf denen sich auch ausführlichere Berichte über die Aktivitäten in 2022 finden.

Startschuss für den Dachverband der Kinder- und Jugendgremien Brandenburg Foto: Stiftung Begegnungsstätte Gollwitz

Akademiestandort Bremen – Jugendbildungsstätte LidiceHaus

In Bremen gelang 2022 eine gute Vernetzung der Akteur*innen und die Umsetzung vielfältiger Fortbildungsangebote für unterschiedliche Zielgruppen. So wurden zwei Fachtage für Jugendbeiräte und -foren sowie drei Einsteigerseminare durchgeführt. Es wurden junge Menschen bei der Gründung von zwei KiJuPas unterstützt und für engagierte Jugendliche eine Bildungsreise nach Berlin organisiert. Außerdem gab es Angebote für Fachkräfte, um die Arbeit mit ihrem Jugendgremium zu reflektieren und weiterzuentwickeln. Ein weiterer Meilenstein war der Start einer zertifizierten Ausbildung zur/zum Moderator*in für Kinder- und Jugendbeteiligung mit einem Fokus auf Kinder- und Jugendparlamente.

 

Akademiestandort Hamburg – Institut für konstruktive Konfliktaustragung und Mediation e.V. (ikm)

Da es in Hamburg nur wenig aktive Kinder- und Jugendparlamente gibt, lag der Fokus zu Beginn auf der Vernetzung der vielfältigen Akteur*innen aus der offenen Kinder- und Jugendarbeit und der Verwaltung sowie der aktiven Jugendlichen. Es ging dabei auch darum, über Kinder- und Jugendparlamente zu informieren und sie zu inspirieren, solche Formate auch in Hamburg starten zu können. Zur wichtigen Frage, wie Diversität in Kinder- und Jugendparlamenten gestärkt werden kann, wurde u. a. ein Panel auf der Fachtagung „Jugendpolitik im Dialog“ gestaltet. Das ikm wird aus strukturellen Gründen den Akademiestandort 2023 nicht weiterführen können, unterstützt jedoch bei der Trägersuche und gewährleistet eine gute Übergabe.

 

 

„Ein Kinder- und Jugendparlamente müsste für mich groß sein, bunt sein, interessant für alle Kinder und Jugendlichen, es müsste präsent sein, sodass die Kinder und Jugendlichen sich gehört fühlen.“ (Alica, Teilnehmerin)

 

 

Akademiestandort Hessen – Die Kopiloten

Um die Akademie bekannt zu machen und sich ein Bild von Akteur*innen vor Ort zu verschaffen, wurde der Netzwerkarbeit besondere Aufmerksamkeit gewidmet. So konnten Kontakte zu den Kommunen aufgebaut und KiJuPas direkt angesprochen werden. Außerdem wurden Kontakte mit der Landesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendbeteiligung (LAG), der Hessischen Union zur Stärkung von Kinder- und Jugendinteressen (HUSKJ) und dem Hessischen Jugendring (HJR) geknüpft. Um die Arbeit der Akademie Kindern und Jugendlichen vorzustellen, hat die Akademie an großen Veranstaltungen wie dem „Kick rechts weg“ und dem Weltkindertag in Kassel mit einem Stand teilgenommen. Zudem konnte eine Herbstakademie erfolgreich durchgeführt werden.

 

Akademiestandort Mecklenburg-Vorpommern – Schabernack in Kooperation mit dem Beteiligungsnetzwerk des Landesjugendringes M-V e. V.

Im Jahr 2022 konnten diverse Veranstaltungen und Maßnahmen mit den Beteiligtengruppen (Jugendliche, Fachkräfte, Politik) durchgeführt werden. Es fanden u. a. Gespräche mit der Sozialministerin, mit der Landes- und Kommunalpolitik und Verwaltung, dem Landtag, dem Sozialministerium und der Landeszentrale für Politische Bildung statt, um die Akademie weiter bekanntzumachen und das Thema Kinder- und Jugendbeteiligung zu platzieren. Die Akademie wirkte zudem bei „Jugend im Landtag“ und beim Sommerfest des Landtages mit. Die Zusammenarbeit mit der Schirmherrin der Akademie für Kinder- und Jugendparlamente, der Landtagspräsidentin Birgit Hesse, wurde intensiviert. Die im Januar 2022 eingesetzte Enquete-Kommission „Jung sein in Mecklenburg-Vorpommern” unterstützt die Akademie ihre Expertise.

 

Akademiestandort Niedersachsen – Historisch-Ökologische Bildungsstätte (HÖB) zusammen mit der Ländlichen Heimvolkshochschule Mariaspring und dem Gustav Stresemann Institut in Niedersachsen

Es wurden Seminare mit bestehenden oder sich im Aufbau befindenden Kinder- und Jugendparlamenten aus Niedersachsen in den Themenfeldern Kommunalpolitik, Teamentwicklung, Umgang mit Meinungsverschiedenheiten und Konflikten, Rhetorik und Präsentation sowie Demokratiebildung umgesetzt. Zudem hat sich der Akademiestandort intensiv in die Netzwerke der Kinder- und Jugendbeteiligung in Niedersachsen eingebracht und die Kontakte positiv weiterentwickelt (z. B. LAG Kinder- und Jugendbeteiligung, Landesjugendamt, Kinderkommission Niedersachsen, Landeszentrale für politische Bildung). Die Mitwirkung an der Tagung „Da geht was! Jugendarbeit und Jugendpolitik in Niedersachsen“ in der Akademie Loccum war ein besonderes Highlight.

 

Akademiestandort Nordrhein-Westfalen – Haus Neuland

Im Jahr 2022 wurden knapp 20 Veranstaltungen mit engagierten Kindern und Jugendlichen aus aktiven Gremien durchgeführt. Sie wurden nicht nur in ihrer Arbeit gestärkt, sondern ihnen wurde auch ein Raum geboten, sich mit politischen Themen und ihrem persönlichen Engagement auseinanderzusetzen. So wurde beispielsweise ein Antirassismus-Workshop durchgeführt. Die Workshops, die an die konkrete Arbeit in den Gremien anknüpften, beschäftigten sich mit kommunalpolitischen Strukturen, effizienter Öffentlichkeitsarbeit und Rhetorik. In einem Feriencamp in Vorbereitung auf die BundesJugendKonferenz 2022 wurden klimapolitische Fragen bearbeitet. Zudem konnte die erste Fortbildung für Kommunalpolitiker*innen durchgeführt werden.

 

Akademiestandort Rheinland-Pfalz – Institut für Sozialpädagogische Forschung Mainz (ism) zusammen mit medien.rlp – Institut für Medien und Pädagogik

Aufbauend auf der Sammlung von Weiterbildungs-Ideen und Themenwünschen organisierte die Akademie zahlreiche Qualifizierungsangebote für Fachkräfte sowie Kinder und Jugendliche. Am Fortbildungswochenende „Jugendbeteiligungsprofi“ konnten junge Menschen für die Arbeit in Kinder- und Jugendparlamenten qualifiziert werden. In vier Impulstreffen für Fachkräfte wurde eine vertiefte Auseinandersetzung zu digitalen Methoden und zur Arbeit im kommunalpolitischen Feld ermöglicht. Zu der Tagung „Politik, Jugendarbeit und kommunale Beteiligung junger Menschen“ kamen kommunalpolitisch Verantwortliche, Mitarbeiter*innen aus der Verwaltung, Fachkräfte der Kinder- und Jugendarbeit sowie Vertreter*innen kommunaler Jugendvertretungen zusammen.

 

Akademiestandort Saarland – Adolf-Bender-Zentrum

Der Standort startete seine Arbeit Anfang 2022 und war zunächst damit beschäftigt, eine aktuelle Übersicht über bestehende Kinder- und Jugendparlamente und entsprechende kommunale Beteiligungskonzepte zu gewinnen und den Standort und seine Angebote bekannt zu machen. Neben der Netzwerkarbeit wurden Projekttage in Gemeinden durchgeführt, um Jugendliche für Herausforderungen im Bereich demokratischer Entscheidungsfindung zu sensibilisieren und zu reflektieren, wie eine gute Jugendbeteiligung aussehen kann. Zudem wurden im Herbst sowohl ein Fortbildungswochenende für junge Menschen aus bestehenden Beteiligungsstrukturen organisiert als auch eine Austauschrunde für Fachkräfte aus den Bereichen Verwaltung sowie kommunaler und offener Jugendarbeit, um Jugendbeteiligung und Kinder- und Jugendparlamente zu unterstützen.

 

Akademiestandort Sachsen – Kinder- und Jugendring Sachsen

Der Schwerpunkt lag auf der weiteren Bekanntmachung der Akademie sowie der passgenauen Unterstützung der Akteur*innen. Im März fand für Verwaltungsmitarbeitende eine Veranstaltung zur rechtssicheren Umsetzung des § 47a der Sächsischen Gemeindeordnung (dem Paragraphen zur Kinder- und Jugendbeteiligung) statt. Für junge Menschen, die sich in ihrer Kommune beteiligen möchten, wurden diverse Angebote u. a. beim Jugendfestival in Eilenburg und beim „Parlament der Parlamente“ in Görlitz, einer Veranstaltung für deutsche und polnische KiJuPas in Kooperation mit dem DPJW durchgeführt. Zudem wurde der fachliche Austausch mit Fachkräften der Kinder- und Jugendbeteiligung gesucht, beispielsweise in der Gesprächsreihe „Klartext reden“.

 

Akademiestandort Sachsen-Anhalt – KinderStärken e. V. zusammen mit der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt

Der Akademiestandort setzte den Fokus auf eine stärkere Vernetzung und Zusammenarbeit und nutzte Synergieeffekte, die sich aus der Arbeit als Landeszentrum Jugend + Kommune ergaben. Es wurde ein Workshop zum Thema „Mobilität aus der Sicht von jungen Menschen in der drittgrößten Stadt Deutschlands“ (Gardelegen) durchgeführt, der auch eine Vorfeldaktivität der BundesJugendKonferenz 2022 war. Zudem wurden junge Menschen für Kinder- und Jugendbeteiligung motiviert und qualifiziert – sowohl bei einem „Jugend-Kämp“, der ersten Jugend-Demokratie-Konferenz in Salzwedel, sowie mit einem Get together für Kinder- und Jugendparlamente.

 

Akademiestandort Schleswig-Holstein – Internationale Bildungsstätte Jugendhof Scheersberg

Im Jahr 2022 lag der Fokus auf der Fortbildung von Multiplikator*innen, auf Gesprächen mit Kommunalpolitiker*innen und der Durchführung von Zukunftswerkstätten. So wurden Schulungen für Multiplikator*innen im Bereich der Kinder- und Jugendbeteiligung durchgeführt, die in ihrer Arbeit mit jungen Menschen Beteiligungsprozesse initiieren oder begleiten möchten. Kommunalpolitiker*innen wurden durch Angebote der Akademie für das Thema Beteiligung sensibilisiert und es wurden konkrete Handlungsempfehlungen erarbeitet. In Zukunftswerkstätten mit Kindern und Jugendlichen wurden Ideen und Visionen für eine zukunftsfähige Beteiligungskultur erarbeitet und anschließend in die politische Diskussion eingebracht.

 

Akademiestandort Thüringen – Europäische Jugendbildungs- und Jugendbegegnungsstätte Weimar (EJBW)

Es wurden zahlreiche Veranstaltungen durchgeführt, sowohl in Präsenz und aufsuchend als auch (pandemiebedingt) in digitaler Form. Ein großes Event war das Bundesvernetzungstreffen für Kinder- und Jugendparlamente in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Kinderhilfswerk, bei dem über 100 junge Menschen aus ganz Deutschland zusammenkamen. Ein regelmäßiger Austausch fand mit dem Dachverband der Kinder- und Jugendgremien Thüringen (DKJG) sowie mit der Servicestelle Mitbestimmung Thüringen statt, mit welcher zwei qualifizierende Veranstaltungen für Beteiligungsfachkräfte der Kinder- und Jugendbeteiligung in Kooperation durchgeführt wurden.

Auch für Kinder gab es explizite Angebote der Akademiestandorte. Foto: Haus Neuland; Fotografin: Julia Weiher

Mit diesen kurzen Einblicken in die Arbeit der Akademiestandorte wird deutlich, wie die Akademie in den verschiedenen Bundesländern auf die Bedarfe vor Ort eingeht und die unterschiedlichen Zielgruppen erreicht. Insgesamt zeigt sich ein großes Interesse an den Angeboten und ein großer Bedarf an Austausch und Fortbildungen zu gelingender Jugendbeteiligung und an der Auseinandersetzung mit politischen Fragen.

 

Vernetzung und Zusammenarbeit auf Bundesebene

 

In der Koordinierungsstelle der Akademie für Kinder- und Jugendparlamente, angesiedelt in der AdB-Geschäftsstelle, wird die Vernetzungsarbeit und die fachliche Begleitung der Standorte von drei Mitarbeiter*innen koordiniert. Sie stehen in regelmäßigem Kontakt mit den Kolleg*innen in den Bundesländern, zu Jahresbeginn aufgrund der Pandemiesituation vornehmlich in digitalen Austauschrunden, z. B. im Online-Austauschformat „Kaffeeplausch“.

 

Die beiden Vernetzungstreffen der Akademie, die 2022 in Präsenz stattfanden, verfolgten das Ziel, sich gegenseitig über den aktuellen Stand, die Herausforderungen und Ideen auszutauschen und voneinander zu lernen. Gut funktionierende Angebote wurden vorgestellt oder auch zusammen entwickelt. Zudem wird in jedem Vernetzungstreffen ein inhaltlicher Schwerpunkt gesetzt, um sich zu aktuellen und wichtigen Themen fortzubilden.

 

Das dritte Vernetzungstreffen (das erste in 2022) fand in Kooperation mit dem baden-württembergischen Akademiestandort Internationales Forum Burg Liebenzell vom 30. bis 31. März 2022 statt. Im Fokus stand die Bestimmung des Verhältnisses von politischer Bildung und Jugendbeteiligung. Es wurde diskutiert, wie Demokratie, politische Partizipation und politische Bildung aufeinander bezogen sind und in einem Wechselverhältnis zueinander stehen. In diesem Zusammenhang wurde unter anderem die Aufgabe politischer Bildung hervorgehoben, Beteiligungsprozesse zu reflektieren und mit gesellschaftlichen Strukturen (und Widersprüchen) in Beziehung zu setzen. In einem „Mini-BarCamp“ wurden zudem vielfältige Themen der Standorte besprochen, unter anderem ging es um den Umgang mit adultistischen Strukturen, um Mädchenbeteiligung und um Diversität und die Einbeziehung marginalisierter Kinder und Jugendlicher.

 

Das vierte Vernetzungstreffen fand vom 12.–13. September 2022 am Bremer Akademiestandort in der Jugendbildungsstätte LidiceHaus statt. Der inhaltliche Schwerpunkt der Veranstaltung war „Rechte Interventionen in Jugendbeteiligungsstrukturen und die Rolle politischer Bildung“. In der Debatte wurde deutlich, dass politische Bildung klar Position zu demokratischen Werten beziehen muss, aber auch, welche Schwierigkeiten sich für Kinder- und Jugendparlamente als Teil der Kommunalpolitik ergeben können, wenn sie mit rechten Akteur*innen konfrontiert werden. Gemeinsam wurden konkrete Handlungsmöglichkeiten und Fortbildungsangebote erarbeitet.

 

Neben den Treffen mit allen Standorten unterstützte die Koordinierungsstelle einzelne Standorte bei der Konzeption und Planung von Angeboten, stand für die inhaltliche Begleitung zur Verfügung, förderte die Netzwerkarbeit und war in einigen Standorten bei Gesprächen mit Ministerien und landesweiten Akteur*innen zur Etablierung und Aufgabenklärung der Akademie dabei.

 

Nicht zuletzt ist auch die Abrechnung der Maßnahmen und die Klärung diesbezüglicher Fragen eine wichtige Säule der Zusammenarbeit zwischen Koordinierungsstelle und Standorten.

 

Neben den Veranstaltungen mit den Standorten konnte die Akademie für Kinder- und Jugendparlamente die Präsenz auf verschiedenen anderen Veranstaltungen nutzen, um die Bedeutung wirksamer Interessensvertretung von Kindern und Jugendlichen zu betonen und die Rolle politischer Bildung dabei aufzuzeigen. Im Folgenden werden einige dieser Aktivitäten vorgestellt:

 

  • Vom 14.–15. Mai 2022 fand das Bundesvernetzungstreffen für Kinder- und Jugendparlamente aus ganz Deutschland im Thüringer Akademiestandort statt. Über 100 Vertreter*innen aus Kinder- und Jugendparlamenten und verwandten Jugendgremien nutzten die Gelegenheit zum Austausch und zur Vernetzung. Die Akademie bot einen Workshop zu Qualifizierungsmaßnahmen zur Unterstützung von KiJuPas an und nutzte die Möglichkeit, die Bedarfe vieler junger Menschen in Erfahrung zu bringen.

 

  • Im Rahmen der Bundesjugendkonferenz (BuJuKo) wurden im Vorfeld an mehreren Akademiestandorten Mitwirkungsformate durchgeführt, um jungen Menschen zu ermöglichen, sich mit den für sie relevanten Themen auseinanderzusetzen und ihre Forderungen in die BuJuKo einzuspeisen. Insgesamt fanden sechs Maßnahmen in Bayern, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt statt. Die Ergebnisse wurden im Blog der BuJuKo präsentiert und fanden Eingang in die Workshops mit Entscheidungsträger*innen auf der Veranstaltung.

 

  • Am 25. August 2022 veranstaltete die Akademie in Kooperation mit dem AdB-Projekt politischbilden.de eine digitale Denkfabrik für AdB-Mitgliedseinrichtungen. Thematisch widmete sich die Veranstaltung der Einflussnahme rechter Akteur*innen auf demokratische Beteiligungsformate. Zwei Inputs und die anschließende Diskussion stärkten die Teilnehmenden im Umgang mit rechten Interventionen in demokratische Beteiligungsformate.

 

  • Vom 16.–19. September 2022 fand in Görlitz das Seminar „Parlament der Parlamente“ statt. Teilgenommen haben Mitglieder aus 15 deutschen und polnischen Jugendparlamenten und ihre Begleitpersonen, um sich über Grenzen hinweg über ihre Arbeit auszutauschen und in Workshops weiter zu qualifizieren. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Deutsch-Polnischen Jugendwerk (DPJW) zusammen mit dem Polnischen Jugendring (PROM), der Akademie für Kinder- und Jugendparlamente und dem Kinder- und Jugendring Sachsen als Akademiestandort.

 

  • Beim AGJ-Fachtag „Jugendpolitik im Dialog“ am 24. September 2022 wurde zusammen mit jungen Menschen aus Jugendbeteiligungsstrukturen aus Berlin und Hamburg ein Panel zum Thema „Diversität und Repräsentanz“ organisiert.
„Engagement sollte so gestaltet sein, dass jeder zuerst einmal Zugang dazu bekommt, überhaupt gehört zu werden und auch Zugang zu verschiedenen Angeboten bekommt.“ (Sharon, Panelistin „Diversität und Repräsentanz in Kinder- und Jugendparlamenten“) Foto
  • Bei der Kick-Off-Veranstaltung für den Nationalen Aktionsplan für Kinder- und Jugendbeteiligung vom 13.–14. November 2022 wurde gemeinsam mit dem DKHW ein Stand der Initiative Starke Kinder- und Jugendbeteiligung betreut und ein Dialogforum zum Thema „Mehr als ein Kinderspiel – Was brauchen wirksame Beteiligungsformate mit Kindern?“ durchgeführt.

 

  • Darüber hinaus nahmen die Mitarbeiter*innen der Koordinierungsstelle an zahlreichen anderen Veranstaltungen sowie an Aktivitäten der Akademiestandorte teil, stellten in mehreren Veranstaltungen die bundesweite Akademie und ihre Ziele vor und machten auf die Angebote aufmerksam.

 

Einen weiteren Schwerpunkt der Arbeit stellte die Netzwerk- und Öffentlichkeitsarbeit dar. In diesem Kontext wurden u. a. die Websites der Akademie sowie der Initiative Starke Kinder- und Jugendparlamente weiterentwickelt und regelmäßig gepflegt. Zudem wurden Social Media-Kanäle bespielt. Die Akademie war außerdem das Thema in einer Podcast-Folge des Jugendbeirats. Mit Flyern, Give-Aways und einem Faltdisplay wurden weitere Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit realisiert.

 

Ein wichtiger und enger Partner der Akademie ist die Servicestelle Starke Kinder- und Jugendparlamente beim Deutschen Kinderhilfswerk. Mit den Kolleg*innen dort fanden wöchentliche Besprechungen statt, um sich abzustimmen und gemeinsam Themen und Anfragen zu bearbeiten. Hieraus entstanden mehrere gemeinsame Veranstaltungen und Kooperationen. Zur Einbeziehung vorhandener Erfahrungen und Expertisen fanden zudem Treffen mit dem Jugendbeirat der Initiative sowie der wissenschaftlichen Begleitung statt.

Gemeinsam mit jungen Menschen aus Brandenburg wurde ein Werwolf-Spiel entwickelt und produziert. Neben dem Ziel, einfach Spaß zu haben, kann das Spiel dazu dienen, die eigene Arbeit als Kinder- und Jugendparlament zu reflektieren und als Spieler*in demokratische Entscheidungen und politische Mitbestimmung zu erproben und zu verstehen.

 

Die Frage der Wahlaltersenkung bewegte viele junge Menschen wie auch die Öffentlichkeit. Neben der Auseinandersetzung mit dem Thema in Veranstaltungen der Standorte wurde dieses Thema auch von der Koordinierungsstelle aufgegriffen. Um Expertise für den Diskurs zu liefern, wurde ein Policy Paper erstellt. Darüber hinaus wurden Plakatmotive erstellt, die das politische Engagement von Kindern und Jugendlichen und die Rolle politischer Bildung zum Thema haben.

 

Um neben Präsenzangeboten auch im digitalen Raum eine Bildungsmöglichkeit zu bieten, wurde mit der Erstellung eines MOOC[1] begonnen. Dieses wird zeit- und ortsunabhängiges Lernen für Aktive in KiJuPas ermöglichen. Um dieses partizipativ zu konzipieren und die Wünsche und Fragen der Zielgruppe aufzugreifen, wurde im November mit Jugendlichen aus ganz Deutschland ein Konzeptionsworkshop beim AdB in Berlin durchgeführt. Hier wurden konkrete Module für das Lernformat herausgearbeitet und erste Videoinhalte produziert.

 

 

Fazit und Ausblick

 

Auch im zweiten Jahr der Projektlaufzeit der Akademie wurde ein großer Bedarf nach Unterstützung für Kinder- und Jugendparlamente signalisiert. Es wird insgesamt ein großes Interesse an der Neugründung von Kinder- und Jugendparlamenten auf kommunaler Ebene wahrgenommen, aber auch geschildert, dass die Corona-Maßnahmen bis Anfang des Jahres 2022 die Arbeit stark eingeschränkt haben. Vor allem die Gewinnung von Neu-Mitgliedern stellte durch fehlende Präsenztreffen und „zufällige“ Begegnungen eine Herausforderung dar. Gleichzeitig haben bereits bestehende Gruppen und aktive junge Menschen die neuen Möglichkeiten zur digitalen Vernetzung genutzt und überregionale Zusammenschlüsse (z. B. Neugründung von Dachverbänden in Brandenburg und Bayern) aufgebaut.

 

Die Angebote der Akademie haben diese Entwicklungen aufgegriffen und den Themenbereichen Nachwuchsgewinnung und (Neu-)Wahlen aber auch Teambuilding und Gruppenfindung besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Mit den Dachverbänden der Kinder- und Jugendparlamente stehen die Akademiestandorte in engem Austausch und begleiten diese Prozesse durch Qualifizierungsangebote. Die dadurch etablierten Netzwerke erleichtern den Standorten die Kommunikation und Ansprache, da neben einer Kontaktaufnahme mit einzelnen Kommunen und Kinder- und Jugendparlamenten eine peer to peer-Ansprache möglich ist.

 

Gleiches gilt für die strukturellen Rahmenbedingungen in den Bundesländern. Dort, wo Fach- und Servicestellen für Kinder- und Jugendbeteiligung existieren, konnten die Standorte auf bereits etablierte Netzwerke zurückgreifen und die Arbeitsbereiche gut miteinander verzahnen. Für die Prozessbegleitung und -beratung bei der Neugründung und Etablierung von Kinder- und Jugendparlamenten ist es aus Sicht der Akademie unbedingt notwendig, entsprechende Strukturen bundesweit über die Servicestelle Starke Kinder- und Jugendparlamente beim DKHW und über die entsprechenden Fach- und Servicestellen der Länder bereitzustellen und auszubauen.

 

Insgesamt wird deutlich, dass die Akademie für Kinder- und Jugendparlamente gut in der Szene vernetzt und etabliert ist. Hier machen sich die vielen Gespräche, die intensive Netzwerk- und Aufklärungsarbeit bezahlt. Hervorzuheben sind die vielfältigen Kooperationen, die die Einrichtungen der politischen Bildung mit Akteur*innen der Kinder- und Jugendbeteiligung im bisherigen Projektverlauf bereits eingegangen sind. Hier zeigt sich in der Praxis, wie sich die Bereiche politische Bildung und Kinder- und Jugendbeteiligung gegenseitig bereichern können.

 

 

Förderung und Partner

 

Das Projekt wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert und steht im Gesamtzusammenhang der Initiative Starke Kinder- und Jugendparlamente. Der Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten e. V. (AdB) als Träger der Akademie arbeitet eng mit dem Deutschen Kinderhilfswerk e. V. (DKHW), einer wissenschaftlichen Begleitung, einem Jugendbeirat sowie dem zuständigen Referat des BMFSFJ zusammen. Die Initiative ist Teil der Jugendstrategie der Bundesregierung mit der Zielsetzung, „Jugendliche für Politik (zu) begeistern und die Akzeptanz unserer Demokratie (zu) stärken“.

 

 

„Ich bin wirklich stolz. Das was wir in so relativ kurzer Zeit mit dem AdB und auch mit Unterstützung des Jugendbeirates für dieses Projekt Starke Kinder- und Jugendparlamente erreicht haben, kann sich sehen lassen. Die Initiative Starke Kinder- und Jugendparlamente lebt, sie blüht, wächst und gedeiht.“ (Rainer Wiebusch, BMFSFJ, Leiter Referat „Jugendstrategie, Eigenständige Jugendpolitik“; Quelle: Podcast der Starken Kinder- und Jugendparlamente, Folge 4)

 

[1] MOOC = Massive Open Online Course; Online-Selbstlernformat