“Demokratie
braucht
politische Bildung”

Politische Bildung nach Corona – Herausforderungen und Chancen

AdB-Jahresbericht 2022
Einführung

Der Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten e. V. (AdB) blickt mit diesem Online-Jahresbericht auf das Jahr 2022 zurück, in dem nach der Zeit der strengen Lockdowns die Bildungsarbeit in den Einrichtungen wieder Fahrt aufnehmen konnte und gleichzeitig die zunächst teilweise hektisch entwickelten digitalen Formate als neue Bildungsveranstaltungen gestärkt und weiterentwickelt werden konnten. Neben der anfänglichen Verunsicherung durch die Pandemie konnten die Potenziale gehoben, die Kompetenzen erweitert und die Vorteile genutzt werden, die die Weiterentwicklung mit sich brachte. Die Berichte aus den unterschiedlichen Bereichen machen deutlich, wie der AdB und seine Mitgliedseinrichtungen sich weiterentwickeln und die Profession vorantreiben.

Abstimmung auf der AdB-Mitgliederversammlung im November 2022
Abstimmung auf der AdB-Mitgliederversammlung im November 2022 Foto: AdB

„Aufholen nach Corona 2022“

 

Der Sonderförderbereich „Aufholen nach Corona“, das im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) verantwortete Bundesprogramm, ermöglichte es, vielen Kindern und Jugendlichen zusätzliche Angebote zu machen. Über den AdB als Zentralstelle konnten in 2022 durch das Programm rund 1,7 Mio. Euro an seine Mitglieder weitergegeben werden. Es steht mit seinem Titel für die Stimmung im Jahr 2022: Alle politischen Bildner*innen und deren Träger waren bestrebt, das, was gezwungenermaßen „liegenbleiben“ musste, aufzuholen und mit neuer Energie an die Vor-Corona-Jahre anzuknüpfen. Dafür war die Sonderförderung sehr hilfreich: Es konnten 253 Maßnahmen der nationalen Jugendbildung sowie 20 internationale Begegnungen in 35 Einrichtungen finanziell unterstützt werden. Zudem standen Mittel für Personal und Sachaufwände für die Verwaltung in der Geschäftsstelle zur Verfügung.

 

Mit diesem Jahresbericht werden Eindrücke aus den verschiedenen Arbeitsbereichen, Projekten und Vorhaben, die zusammen mit den AdB-Mitgliedseinrichtungen realisiert werden konnten, wiedergegeben. Deutlich wird, dass die Zeit der Corona-Pandemie tiefe Einschnitte hinterlassen hat, aber auch, dass eine große Innovationskraft vorhanden ist, dass mit Kreativität und neuen Ideen auf die herausfordernde, unsichere Situation reagiert werden konnte.

 

Ein wichtiger Meilenstein im Jahr 2022 wurde mit dem Abschluss des Programms „Politische Jugendbildung im AdB“ (2017–2022) erreicht. In sechs Jahren arbeiten 23 Jugendbildungsreferent*innen in vier Fachgruppen zu den inhaltlichen Schwerpunkten „Digitale Medien und Demokratie“, „Flucht und Migration“, „Erinnerungskultur und Teilhabe“ sowie „Arbeit und Lebensperspektive“ zusammen. Jede/r Jugendbildungsreferent*in setzte dabei beim eigenen Träger ein auf sechs Jahre angelegtes Vorhaben der politischen Jugendbildung im gewählten Themenschwerpunkt um. Zudem wurden gemeinsame Vorhaben trägerübergreifend realisiert.

 

Die Einblicke in die Praxis dieses Programms und die Reflexion der politischen Jugendbildung, die große Bandbreite der Themen und Formate, aber auch die Herausforderungen durch die Pandemie und ihre Folgen wurde in einer 2022 erschienenen Broschüre mit dem Titel „Wir reden mit! Räume für politische Jugendbildung im Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten“ sichtbar gemacht. Deutlich wird in dieser Publikation, wie es der politischen Jugendbildung immer wieder gelingt, sich auf neue Themen, Zielgruppen und Herausforderungen einzustellen und auf neue Situationen zu reagieren.

Titelbild der Broschüre zur politischen Jugendbildung im AdB
Titelbild der Broschüre zur politischen Jugendbildung im AdB Foto: AdB (Fotos und Layout vgl. Impressum Broschüre)

Der AdB richtet sein Programm „Politische Jugendbildung“ alle sechs Jahre neu aus und greift immer wieder aktuelle thematische und gesellschaftspolitische Fragestellungen heraus, die eine besondere Relevanz in der politischen Jugendbildung haben. Daher war in 2022 auch die Planung und Neuausschreibung für die Fortführung des Programms 2023–2028 ein wichtiger Auftrag.

 

 

Was kann politische Bildung angesichts des Krieges in Europa leisten?

 

Jedes Jahr rufen die Vereinten Nationen am 15. September, dem Internationalen Tag der Demokratie, dazu auf, sich aktiv für die Förderung und Verteidigung der demokratischen Grundsätze einzusetzen. In 2022 war es angesichts der multiplen Krisenlage und des Angriffskriegs auf die Ukraine besonders deutlich zu spüren, dass eine friedliche Demokratie nicht selbstverständlich ist. Die Fragilität des demokratischen Zusammenlebens ist angesichts vielfältiger globaler, aber auch nationaler Krisen allgegenwärtig.

 

Der russische Angriffskrieg hat – so wird auch in den unterschiedlichen Berichten deutlich – die politischen Bildner*innen zutiefst beunruhigt, aber auch zum aktiven Handeln angeregt: Einrichtungen haben Geflüchtete aus der Ukraine aufgenommen, es wurden Angebote für Ukrainer*innen entwickelt, einzelnen Menschen konnte die Möglichkeit der Mitarbeit in den Einrichtungen geboten werden und es wurden der Krieg und der Angriff auf die europäische Friedensordnung in Veranstaltungen der politischen Bildung zum Thema gemacht. Es wurden Stellungnahmen formuliert, Benefizkonzerte und Hilfsaktionen organisiert. All dies hat gezeigt, dass es einer großen Anstrengung aller demokratischen Kräfte bedarf, um Frieden und Sicherheit zu stärken und für die europäische Friedensordnung einzustehen.

Foto: AdB

Im AdB-Selbstverständnis heißt es: „Grundvoraussetzungen für eine demokratische und gerechte Gesellschaft und für die Qualität der politischen Kultur sind die Bereitschaft und die Fähigkeit jedes einzelnen, sich einbringen zu wollen und zu können. Dafür braucht es das Interesse an Fragen, Problemen und strukturellen Bedingungen des gesellschaftlichen Zusammenlebens, braucht es Wissen um politische Zusammenhänge und Kenntnisse über Teilhabemöglichkeiten.“ – Nicht erst angesichts des Krieges wird deutlich, wie wichtig das Wissen um Zusammenhänge ist, die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Perspektiven, der demokratische Streit, die Einbeziehung aller. Hier kann und muss politische Bildung einen wichtigen Beitrag leisten.

 

 

Der AdB – ein lebendiges Netzwerk politischer Bildung

 

Der Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten e. V. bietet als bundesweit arbeitender Fachverband der außerschulischen politischen Jugend- und Erwachsenenbildung für seine über 100 Mitgliedseinrichtungen ein Forum für fachlichen Erfahrungsaustausch, Fortbildung und gemeinsame jugend- und bildungspolitische Interessenvertretung. Als wesentlicher Bestandteil der Infrastruktur der Jugendhilfe auf Bundesebene wird der Verband vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert.

 

Der nachfolgende Jahresbericht gibt einen umfassenden Einblick in die Aufgaben und Aktivitäten des Arbeitskreises deutscher Bildungsstätten im Jahr 2022, die sich auf nationaler und internationaler Ebene realisierten. Die Vernetzung der Akteure wird in den bundesweiten Veranstaltungen und Gremien sichtbar, die unterschiedliche Menschen zusammenbringen, Themen aufgreifen, Projekte realisieren und die Profession politischer Bildung im Zusammenspiel mit weiteren Verbänden politischer Bildung weiter vorantreiben. Es wird über den Abschluss des Programms „Politische Jugendbildung im AdB“ berichtet, über die verschiedenen AdB-Projekte, über die Aktivitäten im Rahmen der internationalen, europäischen Bildungsarbeit und über das Jahresthema 2022 „Rassismuskritisch denken lernen: Diversität in Gesellschaft und Demokratie in und mit politischer Bildung stärken“.

 

Diese Einzelberichte stehen online und zugleich zum Download (PDF) zur Verfügung.

 

Das MindMap „Der AdB im Jahr 2022“, das als PDF heruntergeladen werden kann, gibt einen guten Überblick über das, was Sie in diesem Bericht erwartet.