Der AdB hatte sich um die Förderung für dieses Projekt beworben, weil ein kritischer Blick nach innen gezeigt hat, dass weder der Verband selbst noch die Mitgliedseinrichtungen in ausreichendem Maße die gesellschaftliche Vielfalt widerspiegeln. Zwar erreichen die Mitgliedseinrichtungen auch marginalisierte Zielgruppen und beziehen wenig gehörte Perspektiven in ihre Bildungsarbeit mit ein, die Quantität dessen stellte sich aber als deutlich ausbaufähig dar. Und auch im Hinblick auf Strukturen, auf Personal, auf Kooperationspartner bestand erheblicher Entwicklungsbedarf. Mit dem Projekt sollten Erkenntnisse gewonnen werden, wie die Bedarfe vor Ort aussehen, welche Entwicklungspotenziale vorhanden sind, welche (neuen) Ansprechpartner*innen eingebunden werden können. Mit den gesammelten Erkenntnissen und Erfahrungen sollte die Entwicklung hin zu mehr Diversität unterstützt und angeschoben werden, um damit einen Beitrag zur Modernisierung und zum Ausbau der Trägerstrukturen zu leisten.
Zum anderen ging es – mit dem ersten Ziel unmittelbar verbunden – um die Weiterentwicklung des Feldes insgesamt. Aufgrund der Förderung durch diverse Sonderprogramme sowie durch zivilgesellschaftliches Engagement von z. B. Menschen mit Migrationshintergrund, People of Color, Sinti*zze und Rom*nja sind zahlreiche Träger entstanden, die sich als Träger politischer Bildung verstehen, aber in keine Unterstützungsstrukturen oder Fachdiskurse eingebunden sind. Hier war es das Anliegen des Projekts, neue Kooperationen einzugehen, den gleichberechtigten Austausch zu suchen, Unterstützung anzubieten und zugleich Perspektiven, die im AdB bislang fehlen, Gehör zu verschaffen und einzubinden.
Fasst man die Ziel-Ebenen zusammen, ging es um kritische Überprüfung, Reflexion, Aktivierung und Modernisierung bestehender politischer Erwachsenenbildung sowie um den Ausbau einer vielfältigen Trägerlandschaft und um die Stärkung der Akteure durch Unterstützung und Qualifizierung. Das Know-how der Träger im AdB und deren Erwachsenenbildner*innen sollte zum einen zur Qualifizierung und Weiterentwicklung des Feldes genutzt werden. Zum anderen sollten sich die Träger über konkrete Kooperationen ebenso weiterentwickeln. Damit verbunden ist die Überzeugung, durch Diversifizierung, also die Einbeziehung neuer Akteure, die verbandliche Entwicklung weiter voranzutreiben.
Die Kommission Erwachsenenbildung hat das Projekt in den letzten beiden Jahren besonders begleitet. Bei der ersten Sitzung 2022 gab die Projektleiterin Narmada Saraswati einen Einblick in die (Zwischen-)Ergebnisse des Projekts. Gemeinsam wurde überlegt, wie die Themen, Ideen und Zugänge verstetigt und weiterentwickelt und das Gespräch fortgeführt werden kann. Diese Überlegungen sind nicht nur für die Kommission wichtig, sondern für den AdB insgesamt. Viele der im Projekt gelegten Pfade müssen nun für die Strukturen weiter nutzbar gemacht und verstetigt werden. Neben der Veränderung von Strukturen muss aber auch über die Bildungsarbeit gesprochen, müssen neue Formate und thematische Zugänge entwickelt werden.
Das Projekt hat bei den Kommissionsmitgliedern und im AdB insgesamt viel bewegt und die Kolleg*innen für das Thema Rassismuskritik sensibilisiert. Die Reflexion über das eigene Team in den Bildungseinrichtungen hat begonnen: Wie sind wir als Team aufgestellt und wie wollen wir zukünftig aufgestellt sein? Bewusste Strategien, um das pädagogische Team zu diversifizieren, sind bisher aber noch selten. Die Erfahrungen mit dem Thema Rassismuskritik in den Seminaren sind sehr unterschiedlich. Die Weiterarbeit an pädagogischen Konzepten steht noch aus.
Das Projekt endete im Juni 2022.
Die Fachtagung „Polyphonic encounters. Politische Bildung in einer pluralen Gesellschaft weiterentwickeln“, die zum Abschluss des Projekts am 2. Juni 2022 in der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin durchgeführt wurde, sowie auch die AdB-Fachtagung zum Jahresthema 2022 „Rassismuskritisch denken lernen. Diversität in Gesellschaft und Demokratie in und mit politischer Bildung stärken“, die am 5. und 6. September 2022 im Dietrich-Bonhoeffer-Haus in Berlin stattfand (siehe der Bericht zum AdB-Jahresthema), griffen die aktuellen Herausforderungen für die Weiterarbeit an diesen Themen auf.