Praxisblick, wannseeFORUM: Experimentieren mit ChatGPT & Co

Alle sprechen über Künstliche Intelligenz, ChatGPT & Co. Was aber steckt dahinter und wie wollen wir mit KI umgehen? Was haben Trainingsdaten für Künstliche Intelligenz mit gelebter gesellschaftlicher Diversität zu tun? Können Algorithmen diskriminieren? Fördert Social Media Rassismus oder eröffnet es Räume, solidarisch dagegen anzugehen?  Welche Fähigkeiten und welches Wissen brauchen wir in einer digitalisierten Gesellschaft, um vorurteilsbewusst in Alltag und Arbeit mündig Handeln zu können? – Viele und komplexe Fragen, die wir in der Gesellschaft gemeinsam aushandeln müssen. Erst die Auseinandersetzung damit Macht digitale politische Teilhalbe möglich.

Im Juni setzten sich Auszubildende der Louise-Schroeder-Schule mit diesen und weiteren Aspekten von Digitalisierung auseinander – im Seminar der Stiftung wannseeFORUM „Lifehack Digitalisierung – #howto Diversität leben in der digitalisierten Welt“. Dafür recherchierten die Jugendlichen, experimentierten mit text- und bildgenerierender KI, diskutierten darüber und entwickelten eigene Produkte dazu – analog und digital. Einblicke in ihren Arbeitsprozess geben Ergebnisse aus den vier Werkstattgruppen Analoge Schwarz-Weiß-Fotografie, Podcast, Dokumentarische Fotografie/ Posterkampagne und analoge Spielentwicklung.

Podcast/Audio-Werkstatt

Was ist ChatGPT eigentlich? Welche Gefahren sind mit KI verbunden? Wie hat sich die Geschichte der künstlichen Intelligenz bis zur Entwicklung von ChatGPT vollzogen und wie sieht die KI-Zukunft aus? Rechercheergebnisse, Meinungen und Einblicke in KI-Experimente gibt der selbst entwicklete und produzierte Podcast „MeMo: Wannseenige KI“ – veröffentlicht auf Audiyou.de.

Werkstattgruppe Analoge Schwarz-Weiß-Fotografie

Weltaneignung und Meinungsbildung werden stark durch die Wahrnehmung von Bildern geprägt – Firmen wie Open.ai haben z.B. mit dem Dienst Midjourney inzwischen Bots entwickelt, die Bilder nach Textvorgaben selbst generieren. Verändern damit Algorithmen unser Wahrnehmen und Lesen von Bildinhalten und das Verhältnis zum Abbild als Dokumentationsform? Werden dadurch Vorurteile reproduziert und verfestigt? Welche Bilder könnten uns anregen, über unseren Umgang mit Vorurteilen bewusst zu reflektieren und auch andere Menschen einzuladen, statt Menschen und Gruppen Wertigkeiten zuzuschreiben, Diversität als Feiern von Unterschieden und Gemeinsamkeiten zu sehen? In der Werkstatt nutzen die Teilnehmenden die eigene analoge Bildproduktion, um sich mit Fragen zur Konstruktion von Realität über Fotografien durch künstliche und durch menschliche Intelligenz auseinanderzusetzen. 

Analoge Spielentwicklung

Welche Rolle spielt Künstliche Intelligenz für Selbstbestimmung und demokratische Grundwerte im Alltag, in der Berufswelt und im gesellschaftlichen Zusammenleben? Die Teilnehmenden dieser Werkstatt setzten sich spielerisch mit unterschiedlichen Blickwinkeln auf Chancen, Ängsten und Gefahren von KI auseinander: Welche Aufgaben übernimmt KI? Wie wird sie trainiert, damit menschliches Fehlverhalten – wie Lügen oder Vorurteile – und antidemokratische Werte nicht reproduziert und verstärkt werden ? Mit Hilfe von Text und insbesondere Bild generierender KI entwickelten und produzierten sie eigene Spiele, die zur Abschlusspräsentation ausprobiert werden konnten. 

Dokumentarische Fotografie/Posterkampagne

Wenige Tage vor Seminarbeginn beriet das Europäische Parlament über den Artificial Intelligence (AI) Act, die bisher weltweit umfassendste Regulierung zu künstlicher Intelligenz. In welcher Gewichtung und welcher Form KI kapitalistische Macht- und Profit- oder gemeinwohlorientierte gesellschaftliche Interessen verfolgen wird, hängt stark vom zukünftigen gesetzlichen Rahmen für deren Erschaffer:innen ab. Der vorerst „freiwillige Verhaltenskodex“ muss sich auch mit Fragen zur Beförderung und Reproduktion von struktureller Diskriminierung befassen. Dazu zählt auch die mediale Bildsprache. Wie werden Rassismen, Vorurteile, Voreingenommenheiten verbreitet oder bekämpft, wenn bildproduzierende KI aus bestehenden digitalen Quellen schöpft? Welche sprachlichen Haltungen bei Prompts erzeugen welche Bilder? Wie können eigene Positionen zu KI in der diversitätsorientierten Gesellschaft durch Fotografie gestaltet (und durch deren Veröffentlichung die Bildbasis als KI-Quelle vielleicht sogar mitbestimmt) werden?

Die Teilnehmenden der Werkstatt experimentieren mit eigenen Bildvorstellungen sowie mit KI-Diensten.